und die Entstehung photographischer Bilder.
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zielen. Bei der Verzögerung der Entwickelung, z. B. durch Zusatz von
Bromkalium beim Eisenentwickler, werden die nur wenig belichteten
Stellen in viel stärkerem Masse zurückgehalten als die kräftig belichteten.
Man kann dies soweit treiben, dass die schwächer belichteten Stellen
eines Objectes, die bei gewöhnlicher Entwickelung noch einen sehr merk
lichen Niederschlag gezeigt haben würden, glashell bleiben, während
doch die am kräftigsten belichteten Partien ihre volle Schwärzung er
halten. Da eine derartige Verzögerung auch auf das Hervortreten der
Solarisationserscheinungen stark hemmend wirkt, so kann bei dieser Art
der Entwickelung ein zweiter Gewinn an Contrast auch dadurch erzielt
werden, dass die hellsten Stellen des Objectes, welche bereits eine merk
liche Solarisation und damit Schwächung des Niederschlags bei gewöhn
licher Iiervorrufung bewirkt hätten, nunmehr doch in voller Kraft er
scheinen. Die nachträgliche Verstärkung von Aufnahmen, auf denen
durch Verzögerung des Entwickelns die dunkelsten Stellen des Objectes
gänzlich klar geblieben sind, bringt eine noch weitere Vermehrung des
Contrastes hervor, indem die klaren Stellen gar nicht und die Mitteltöne
weniger durch Verstärkung gewinnen als die kräftigsten.
Ueber den Zusammenhang zwischen Expositionszeit und Intensität
einerseits und der Transparenz der Niederschläge andrerseits sind in
neuerer Zeit mehrere theils theoretische, tlieils experimentelle Untersu
chungen angestellt worden von Abney*), Huster**), Driffield und
Eider***). Die von den Genannten aufgestellten Formeln und Ent
wickelungen haben indessen für die Erkenntniss der Erscheinungen keine
Bedeutung; sie beruhen auf gänzlich willkürlichen Voraussetzungen.
Nachdem auf den vorigen Seiten in allgemeiner Weise die Unrichtig
keit des Gesetzes i • t = constans klargelegt wordën, müssen wir auf
speciellere Untersuchungen hierüber übergehen, von denen indessen nur
eine solche von Mi chai ke 4) der Wiedergabe werth erscheint. Zunächst
zeigt Michalke, unter welcher einfachen Voraussetzung das Gesetz i • t
= constans ableitbar ist. Diese Voraussetzung besteht darin, dass die
Zahl der in jedem Zeittheilchen durch das Licht modificirten Körner pro
portional ist der Anzahl der noch überhaupt vorhandenen nicht modificirten
Körner, ferner der indicirten Helligkeit (oder Intensität) und der Ex
positionszeit.
Enthält eine Platte in der Flächeneinheit n reducirbare Körner, so
werden nach der Belichtungszeit x Körner beeinflusst sein, also noch
n — x Körner reducirbar bleiben. Werden nun in dem kleinen folgenden
*) Eders Jalirb. 1894, 36.
***) Eders Jahrb. 1894, 23.
**) Eders Jahrb. 1894, 157.
f) Photogr. Mitth. 27, 261, 290, 305.