Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

10 I. Die Herstellung und Yerwerthung von Himmelsaufnahmen. 
Enralsionsverfahren, bis 1864 von Sayce und Bolton die Bromsilber- 
Emulsion mit Collodium als das beste derartige Verfahren eingefiihrt 
wurde. Das Wesen der verschiedenen Emulsionsmetlioden bestellt darin, 
das lichtempfindliche Silbersalz für sich darzustellen nnd dann in fein 
verteiltem Zustande in dem dickflüssigen Collodium mechanisch zu sus- 
pendiren. Mit diesem Collodium, der Emulsion, werden die Platten über 
gossen und können nach dem Trocknen mehr oder weniger lange Zeit 
auf bewahrt werden, ohne zu verderben. Für das Haltbarmachen der 
Platten giebt es eine grosse Menge von Vorschriften; in sehr häufigem 
Gebrauch ist das Baden der Platten in Lösungen von Tannin, Gallus 
säure etc. Diese Stoffe wirken übrigens nicht nur auf die Haltbarkeit 
der Emulsionsplatten, sondern hauptsächlich auch auf ihre Empfindlichkeit, 
sie steigern dieselbe beträchtlich; indessen erreichen die Emulsionen nur 
selten die Empfindlichkeit des nassen Collodiums. 
Gleichzeitig mit dem Collodium - Emulsionsverfahren wurden auch 
Methoden gefunden, Collodiumplatten, welche wie beim nassen Collodium 
durch Baden in salpetersaurem Silber hergestellt werden, nach sorgfältigem 
Abspülen des Silbernitrates zu trocknen und für längere Zeit haltbar zu 
machen. Alle so hergestellten Platten sind aber sehr unempfindlich. Fother- 
gill fand, dass die gleichzeitige Verwendung von Collodium und Albumin 
zu sehr guten Resultaten führt. Die allerdings höchst unempfindlichen 
Fotliergi 11-Platten zeichnen sich aber durch eine ausserordentliche Fein 
heit des Silberkornes aus, so dass dasselbe erst unter Anwendung sein- 
starker Vergrösserungen sichtbar wird; sie eignen sich also sehr gut 
zur Verwendung bei Sonnenaufnahmen, wo geringe Empfindlichkeit nur 
günstig wirkt. 
Schon im Jahre 1847 sind von Niépce Versuche angestellt worden, 
Gelatine als Träger der empfindlichen Stoffe zu benutzen; aber erst im 
Jahre 1871 erfand Maddox das Bromsilber-Emulsionsverfahren 
mit Gelatine, welches nach einer Reihe von weiteren Verbesserungen 
eine solche Bequemlichkeit und dabei so ausserordentliche Empfindlichkeit 
bietet, dass es alle anderen Negativverfahren fast vollständig verdrängt 
hat. Vor allem ist die Einführung dieses Verfahrens in die Himmels 
photographie von höchster Bedeutung für letztere gewesen; seit dieser 
Zeit beginnt überhaupt erst die Himmelsphotographie eine Rolle in der 
Astronomie zu spielen. Wir müssen uns daher mit diesem Verfahren 
etwas ausführlicher beschäftigen. 
Zn den Gelatine-Emulsionen wird fast ausschliesslich das Bromsilber 
benutzt, weil dasselbe die höchste Lichtempfindlichkeit besitzt. Die Bil 
dung des Bromsilbers geschieht in der flüssigen Gelatine; durch längeres 
Erwärmen der Emulsion wird dieselbe immer empfindlicher, bis sie schliess-
	        
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