Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

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III. Geschichte der Himmelsphotographie. 
werden, auch zu ihrer Erkennung- zu benutzen, d. h. sie als vorhanden 
zu erkennen und eventuell durch Zeichnung festzulegen. Die Zeitdauer 
dieser »Momente« wird nur in ganz abnormen Fällen einmal so gross 
sein, wie die zur Aufnahme des Mondes erforderliche, und dass alsdann 
gerade ein solcher Moment gefasst werden sollte, ist äusserst unwahr 
scheinlich; wird er nicht gefasst, so sind alle Contouren von einer Ver- 
waschenheit, welche den Excursionen, die jeder Punkt des Bildes infolge 
der Luftunruhe während der Expositionszeit ausgeführt hat, entspricht 
— es sollen hier der Einfachheit halber nur die seitlichen Schwingungen 
der Bildpunkte in Rücksicht gezogen werden —; das entstehende Bild 
entspricht also in Bezug auf Schärfe nicht der Leistungsfähigkeit des 
Objectivs. Aber wenn auch einmal während einer Aufnahme absolute 
Bildruhe geherrscht haben sollte, so würde doch die resultirende Photo 
graphie minderwerthiger sein als eine entsprechende directe Beobachtung, 
weil infolge der Rauheit der Platte die Leistungsfähigkeit des Objectivs 
wiederum nicht ausgenutzt wird. Um möglichst kurze Expositionszeit 
zu erhalten, um also den Einfluss der Luftunruhe möglichst unschädlich 
zu machen, müssen sehr empfindliche Platten, das sind stets solche mit 
grobem Silberkorn, verwendet werden. Gerade in der photographischen 
Selenographie tritt das Bedürfniss nach empfindlichen Platten mit sehr 
feinem Korn am stärksten hervor. 
Dass diese Betrachtungen zutreffend sind, beweisen die Weinek- 
schen Vergrösserungen selbst am besten. Sie erscheinen wie rauhe Kreide 
zeichnungen, und ihre Schönheit tritt erst hervor, wenn man sie aus 
grösserer Entfernung betrachtet. Es hat aber keinen Zweck, zwanzig- 
bis dreissigmal zu vergrössern, wenn man die Vergrösserung nachher weit 
ausserhalb der deutlichen Sehweite betrachten muss, um das Gefühl allzu 
grosser Unscliärfc zu vermeiden; es würde daher für die meisten Zwecke 
einer Moudkarte genügt haben, eine Vergrösserung anzuwenden, welche 
eine befriedigende Betrachtung der Vergrösserungen in der deutlichen 
Sehweite geliefert hätte, also eine acht- bis zehnmalige. 
Abgesehen von den Zwecken der Kartographie mag für gewisse aus 
gedehnte Gebilde der Mondoberfläche schliesslich die Betrachtung der 
Photographie auch günstiger sein, als die directe Beobachtung, nämlich 
für solche, welche vermöge ihrer Färbung auf der Photographie contrast- 
reiclier werden als bei directer Beobachtung, vielleicht auch bei sehr aus 
gedehnten Strahlen und dergl., die man sonst kaum auf einmal übersehen 
kann. Loewy und Puyseux*) haben auf Grund ihrer Mondaufnahmen 
eine Beschreibung der verschiedenen Mondgebilde gegeben, die sich zum 
*) C. R. 122, 967.
	        
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