Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

266 
III. Geschichte cler Himmelsphotographie. 
Existenz enthüllen würde. Alle Ringgebirge einer Gegend sind zuweilen 
von diesen weissen Höfen umgeben; unter ihnen sind besonders hervor 
zuheben eigentümliche Streifen, welche um eine kleine Zahl von Centren 
bis zu enormen Entfernungen ausstrahlen. 10) Die divergirenden Streifen 
lassen das Relief der Gegenden, welche sie bedecken, unberührt; ohne 
Biegung überschreiten sie die Ebenen und Gebirge und zeigen keine 
Tendenz, durch die Thäler abzufliessen. 
Die Herren Loewy und Puyseux haben auf Grund der hier an 
gegebenen Resultate auch eine Theorie der Bildung der Mondoberfläche 
gegeben, die hier, wenn auch nur ganz kurz, als erste auf photo 
graphischen Aufnahmen basirte Theorie in ihren Hauptzügen angegeben 
werden soll. 
Nimmt man als Ausgangspunkt den Zustand vollkommener Flüssig 
keit, so erkennt man als erste gut charakterisirte Periode die, in welcher 
an der Oberfläche in mehr oder weniger ausgedehnten Bänken zusammen 
geschobene Schlacken erscheinen, oft unter der Wirkung von Strömungen 
dislocirt und mit der Zeit infolge der Abkühlung verschmelzend. Die 
Verbindungs- und Bruchlinien sind in beiden Fällen sichtbar geblieben 
und ordnen sich nach regelmässigen Systemen, welche durch die Photo 
graphien klar ans Licht gestellt werden. Die Bildung einer zusammen 
hängenden Rinde des Mondes bezeichnet den Anfang einer zweiten Periode, 
in der die Laven sich unter dem Einflüsse der Erdanziehung oder einer 
anderen Ursache an bestimmten Stellen anhäufen und, da sie keinen 
freien Austritt zur Oberfläche haben, gezwungen werden, sich einen solchen 
zu schaffen. In einer mässig resistenten Hülle verräth sich diese Tendenz 
durch die Bildung von Spalten. Laven dringen auf dem so geöffneten 
Wege an die Oberfläche des Mondes; sie erstarren bald und geben den 
Theilen, die sie bedeckt haben, das Aussehen zusammenhängender Ebenen. 
Mit der Zeit wird die Rinde fester; sie öffnet sich nur noch unter der 
Wirkung innerer Drucke, die stark genug sind, um sie zu heben, und so 
Anschwellungen erzeugen, die von Abstürzen gefolgt sind. Diese dritte 
Periode ist die des Auftretens der grossen Ringgebirge. Mit der Zeit 
werden die Erhebungen zur Ausnahme und umfassen nur sehr beschränkte 
Gebiete. Hingegen bleiben allgemeine Senkungen möglich und können 
sich auf um so grössere Flächen erstrecken, je mehr sich die Rinde ohne 
Stütze halten kann. Man kann so eine vierte Periode unterscheiden, die 
der allgemeinen Senkungen, welche die unter dem Namen der Meere 
bekannten Depressionen erzeugten. Die Existenz der Flecken und Streifen, 
welche ohne Unterschied die Meere, die Hochebenen, die Wälle und den 
Boden der Ringgebirge bedecken, beweist widerspruchslos die Existenz 
einer Thätigkeitsphase, die jünger ist als die Erstarrung der Oberflächen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.