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III. Geschichte der Himmelsphotographie.
Lichtabnahme zum ersten Male Fleckengruppen zeigten, wogegen die
Fackeln noch vollständig fehlten. Im Jahre 1850 hat Niepce de Saint-
Victor*) mit einer kleinen Porträtlinse Sonnenaufnahmen angefertigt,
welche er selbst als sehr scharf bezeichnet, die aber ihrer Kleinheit wegen
natürlich gar keine Details aufweisen konnten.
Im Jahre 1854 benutzte J. B. Read**) sein grosses Teleskop zu
Sonnenaufnahmen, und ein von ihm erhaltenes Bild der Sonne von 25 cm
Durchmesser liess bereits die Granulation der Oberfläche erkennen. Eben
falls mit einem Fernrohre von sehr langer Brennweite, 15 Meter, photo-
graphirten im Jahre 1858 Faye nndPorro***) die Sonne bei einer par
tiellen Verfinsterung mit grossem Erfolge, da in der Nähe des Sonnen
randes die feinsten Granulationen zu erkennen waren. Um kleinere Theile
der Sonnenoberfläche in sehr grossem Massstabe zu photographiren, be
nutzte im Jahre 1860 Challisf) das grosse Aequatoreal der Cambridger
Sternwarte, nachdem das Objectiv bis auf 35 mm abgeblendet war ; das
Focalbild wurde ausserdem noch durch ein Ocular auf das 100 fache ver-
grössert. Er verwendete zum ersten Male hierzu das nasse Collodium.
Von einer brauchbaren Schärfe der Bilder kann natürlich bei der abnormen
Abblendung des Objeetivs keine Rede gewesen sein.
Im Jahre 1854 machte J. F. Her sc hei die British Association auf
die Bedeutung aufmerksam, welche eine regelmässige Aufnahme der Sonne
behufs Ausmessung der Flecken einnehmen würde. Auf diese Veranlassung
hin wurde sofort mit dem Bau eines Heliographen begonnen, der im
Jahre 1858 unter der Leitung Warren de la Rues in Kew aufgestellt
und in Benutzung genommen wurde ff). Der optische Theil dieses Instru
ments bestand aus einem Objective von 86 mm Oeffnung (gewöhnlich
auf 50 mm abgeblendet) und 1.27 m Brennweite. Das Focalbild wurde
durch ein Huygens’sches Ocular bis zu 10 ein Durchmesser vergrössert.
Zwischen den beiden Linsen des Oculars befand sich das Mikrometer,
bestehend aus zwei auf einander senkrechten Fadenpaaren, deren Winkel
distanz auf anderem Wege ermittelt wurde. Als Momentverschluss diente
ein schmaler Spalt, der möglichst genau im Focus des Objeetivs durch
eine starke Feder vorbeigeschnellt wurde. Die Aufstellung des Instruments
war eine parallaktische. Nach W. de la Rues Angaben sollen die Kewer
Sonnenbilder bei geeigneter Vergrösserung mehr Detail gezeigt haben, als
*) C. R. 30, 709.
**) Rep. on the 24. Meeting of the Brit. Assoc. 1854.
***) C. R. 1860. Mai 28.
i) M. N. 21, 36.
+t) Rep. on the 29. Meeting of the Brit. Assoc. 1859.