Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

304 
III. Geschichte der Hirnmeisphotographie. 
wurden empfindlicher; die Künstler hatten mehr Geschicklichkeit erlangt. 
Gleichzeitig wurde das Princip des »spring-governor« gründlich untersucht, 
und man fand, dass dasselbe geeignet war, eine grosse Lücke in der 
Fortführung der Teleskope auszufüllen und ihnen eine unvergleichlich 
viel gleichförmigere Bewegung zu ertheilen, als dies mit dem Münchener 
Mechanismus erreicht werden konnte. 
»Die Herren Whipple und Black fingen ihre Versuche mit Stern 
aufnahmen (vermittels des Collodiumprocesses) im März dieses Jahres 
wieder an und fahren zur Zeit noch damit fort. Die Ausgabe an Zeit, 
Chemikalien etc. ist viel beträchtlicher, als man vorher geglaubt haben 
würde — jede Nacht eröffnet thatsächlich neue Gesichtspunkte, welche 
erklärt sein- wollen. Das Gebiet der Erfahrung ist ein zu ungeheures, 
als dass es auf einmal beherrscht werden könnte, selbst wenn wir mit 
unbeschränkteren Mitteln versehen wären. Aber die Kesultate, welche 
wir schon aus den bis jetzt angestellten einzelnen Versuchen haben er 
halten können, sind von höchstem Interesse und eröffnen Möglichkeiten 
für die Zukunft, welche man sich kaum auszumalen getrauen kann. 
Wenn noch ein solcher Fortschritt, wie der seit 1850, erzielt werden 
könnte, so würde derselbe zweifellos von unberechenbarer Wichtigkeit 
für die Astronomie sein. 
»Dasselbe Object, a Lyrae, welches im Jahre 1850 100 Secunden zur 
Erzeugung eines immer noch unvollkommenen Bildes auf der Platte er 
forderte, wird nun momentan als eine symmetrische Scheibe photo- 
graphirt, vollkommen geeignet zur exacten mikrometrischen Ausmessung. 
Wir waren damals auf ein oder zwei Dutzend der hellsten Sterne be 
schränkt, während wir jetzt alle aufnehmen können, welche mit blossem 
Auge sichtbar sind. Sogar von Woche zu Woche können wir entschiedene 
Fortschritte erkennen. 
»Von der Schönheit und der Bequemlichkeit der Methode werden Sie 
sich kaum eine genaue Vorstellung machen können, ohne sie selbst kennen 
gelernt zu haben, wozu Sie, wie ich hoffe, bald im Stande sein werden. 
»Die Menge von Material, welches in einer schönen Nacht erhalten 
werden kann, bei gänzlicher Freiheit von Belästigung und Ermüdung, 
die selten bei gewöhnlichen Beobachtungen zu fehlen pflegen, ist erstaun 
lich. Die Platten, normal hergestellt, können für zukünftiges Studium 
bei Tageslicht und Müsse zurückgelegt werden. Das Resultat liegt da, 
ohne Raum zu Zweifeln und IrrtliUmern, in voller Treue. Bis jetzt jedoch 
können wir nur Bilder von Sternen bis zur 6. Grösse inclusive erhalten. 
»Um von wirklichem Nutzen für die Astronomie zu sein, müssen auf 
alle Fälle noch grosse Verbesserungen gemacht werden, und dies wird 
sicherlich nicht ohne eine Menge von Erfahrungen eintreten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.