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III. Geschichte der Hirnmeisphotographie.
wurden empfindlicher; die Künstler hatten mehr Geschicklichkeit erlangt.
Gleichzeitig wurde das Princip des »spring-governor« gründlich untersucht,
und man fand, dass dasselbe geeignet war, eine grosse Lücke in der
Fortführung der Teleskope auszufüllen und ihnen eine unvergleichlich
viel gleichförmigere Bewegung zu ertheilen, als dies mit dem Münchener
Mechanismus erreicht werden konnte.
»Die Herren Whipple und Black fingen ihre Versuche mit Stern
aufnahmen (vermittels des Collodiumprocesses) im März dieses Jahres
wieder an und fahren zur Zeit noch damit fort. Die Ausgabe an Zeit,
Chemikalien etc. ist viel beträchtlicher, als man vorher geglaubt haben
würde — jede Nacht eröffnet thatsächlich neue Gesichtspunkte, welche
erklärt sein- wollen. Das Gebiet der Erfahrung ist ein zu ungeheures,
als dass es auf einmal beherrscht werden könnte, selbst wenn wir mit
unbeschränkteren Mitteln versehen wären. Aber die Kesultate, welche
wir schon aus den bis jetzt angestellten einzelnen Versuchen haben er
halten können, sind von höchstem Interesse und eröffnen Möglichkeiten
für die Zukunft, welche man sich kaum auszumalen getrauen kann.
Wenn noch ein solcher Fortschritt, wie der seit 1850, erzielt werden
könnte, so würde derselbe zweifellos von unberechenbarer Wichtigkeit
für die Astronomie sein.
»Dasselbe Object, a Lyrae, welches im Jahre 1850 100 Secunden zur
Erzeugung eines immer noch unvollkommenen Bildes auf der Platte er
forderte, wird nun momentan als eine symmetrische Scheibe photo-
graphirt, vollkommen geeignet zur exacten mikrometrischen Ausmessung.
Wir waren damals auf ein oder zwei Dutzend der hellsten Sterne be
schränkt, während wir jetzt alle aufnehmen können, welche mit blossem
Auge sichtbar sind. Sogar von Woche zu Woche können wir entschiedene
Fortschritte erkennen.
»Von der Schönheit und der Bequemlichkeit der Methode werden Sie
sich kaum eine genaue Vorstellung machen können, ohne sie selbst kennen
gelernt zu haben, wozu Sie, wie ich hoffe, bald im Stande sein werden.
»Die Menge von Material, welches in einer schönen Nacht erhalten
werden kann, bei gänzlicher Freiheit von Belästigung und Ermüdung,
die selten bei gewöhnlichen Beobachtungen zu fehlen pflegen, ist erstaun
lich. Die Platten, normal hergestellt, können für zukünftiges Studium
bei Tageslicht und Müsse zurückgelegt werden. Das Resultat liegt da,
ohne Raum zu Zweifeln und IrrtliUmern, in voller Treue. Bis jetzt jedoch
können wir nur Bilder von Sternen bis zur 6. Grösse inclusive erhalten.
»Um von wirklichem Nutzen für die Astronomie zu sein, müssen auf
alle Fälle noch grosse Verbesserungen gemacht werden, und dies wird
sicherlich nicht ohne eine Menge von Erfahrungen eintreten.