Die Fixsterne.
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Eine nachträgliche Bestätigung dieser Entdeckung ist durch eine
neue Discussion der Pritehard’schen Aufnahmen zur Bestimmung der
Parallaxe von 01 Cygni gegeben worden, und zwar von Jacoby.
Von verschiedenen Seiten ist in neuerer Zeit in Vorschlag gebracht
worden, Sterne mit stärkerer Parallaxe einfach dadurch zu entdecken, dass
von derselben Gegend des Himmels zwei Aufnahmen mit einem halben
Jahre Zwischenzeit gemacht würden, deren Betrachtung im Stereoskope
ohne Weiteres die mit Parallaxe behafteten Sterne erkennen lassen würde.
Die Unterscheidung von Eigenbewegungen würde durch eine dritte,
wiederum ein halbes Jahr später angefertigte Aufnahme erfolgen. Oder
es sollten die in den nämlichen Zwischenräumen zu machenden Aufnahmen
auf derselben Platte erfolgen; nach der späteren Entwickelung würde
dann eine längliche Gestalt der Sternscheibchen die Parallaxen verrathen.
Praktische Anwendung scheinen diese Vorschläge bisher nicht gefunden
zu haben, und man muss gestehen, dass die Wahrscheinlichkeit der Auf
findung von Parallaxen auf diesem Wege nicht sehr gross ist, da bei
dieser rohen Methode selbstverständlich nur sehr starke Parallaxen von
mehreren Bogensecunden gefunden werden könnten, deren Existenz nach
den bisherigen Erfahrungen unwahrscheinlich ist.
Die in der Fixsternastronomie durch die Photographie bisher ge
lieferten Resultate, deren hauptsächlichste eben in Kürze erwähnt worden
sind, lassen bereits ein definitives Urtheil über die Bedeutung der nun
mehr eingeführten photographischen Methoden für diesen Zweig der
Astronomie zu. Dieses Urtheil kann nur dahin lauten, dass bei Ver
wendung von weit weniger Mühe und Arbeit als bei directen Beobach
tungsmethoden sich doch die gleiche Exactheit erzielen lässt, dass aber
bei etwa gleichem Aufwande von Arbeit und Sorgfalt die zu erreichende
Genauigkeit eine merklich höhere wird als bei den feinsten bisher an
gewandten directen Messmethoden. Dazu kommt noch, dass die photo
graphische Methode, selbst unter Verwendung von Fernrohren nur mittlerer
Grösse, diese gesteigerte Genauigkeit auf so schwache Sterne ausdehnen
lässt, wie sie selbst in den mächtigsten Instrumenten direct überhaupt
nicht mehr der Messung unterworfen werden können.
Es wird sich schwerlich nur ein Astronom heute finden lassen, der
dieses Urtheil nicht unterschriebe, und es muss sich daher die Anwendung
der photographischen Methode in der Fixsternastronomie, speciell in den
mikrometrischen Messungen, immer mehr einbürgern. Die Zeit kann
nicht mehr sehr ferne sein, in der eine Umkehrung der jetzt bestehenden
Verhältnisse eingetreten sein wird, in der es eine Ausnahme sein wird,
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