326
III. Geschichte der Himmelsphotographie.
verschiedensten Curven. Derartige Gebilde aber haben zweifellos keine
reelle Grundlage. Sie entstehen stets bei durch Zufall vertheilten Scheib
chen, deren Durchmesser nicht viel kleiner als die mittleren Distanzen
sind. So kann man sie sehr schön auf Steinplatten zu Beginn eines
Regens beobachten. Auch der Atlas der Bonner Durchmusterung zeigt
in den dichtesten Partien, wo die eben ausgesprochene Bedingung erfüllt
wird, die Kettenbildung. Sobald man Aufnahmen von der Milchstrasse
in grösseren Refractoren macht, verschwindet die Erscheinung vollständig,
weil dann die Scheibchen im Verhältniss zu den Distanzen klein werden
und damit das physiologische Bedürfniss zur Aneinanderreihung ver
schwindet. Die Wahrscheinlichkeit für die Realität von Sternketten in
der Milchstrasse würde gewinnen, wenn nicht beliebige Figuren der
Ketten oder Schnüre vorhanden wären, sondern ganz bestimmte, z. B.
geradlinige. Nun giebt es allerdings auch derartige, nicht allzu will
kürlich gekrümmte, von denen besonders eine bei 18M0 m — 20° sehr
auffallend ist. Hier befindet sich eine nur wenig gekrümmte, sich Uber
mehrere Grad hin erstreckende Kette hellerer Sterne, an deren einem
Ende als Fortsetzung eine sternleere Linie von ähnlicher Länge sich
ansetzt, so dass allerdings ohne Weiteres der Eindruck entsteht, als wenn
eine Reihe von Sternen sich fortbewegt und eine Lücke hinterlassen hätte.
Dazu kommt noch, dass gerade an dieser Stelle der Milchstrasse eine
Neigung zur Bildung von sternleeren Canälen herrscht, die in entschie
dener Beziehung zu einer fast ganz sternleeren Stelle stehen.
Bei dieser Kette fällt es allerdings sehr schwer, sich dem Eindrücke
einer reellen Grundlage der Erscheinung zu entziehen, und doch möchte
ich dies thun. Man muss eben bedenken, dass eine Gruppirung, die für
sich betrachtet ohne allen Zweifel als durch inneren Zusammenhang ge
geben erscheint, bei der ganz enorm hohen Zahl der vorhandenen Möglich
keiten noch durchaus unter das Gesetz des Zufalls fallen kann.
Wenngleich photometrische Ergebnisse in Betreff der Fixsterne
nicht in den Rahmen dieses Buches gehören, so mögen doch der Voll
ständigkeit halber die wichtigsten auf photographischem Wege erlangten
hier Erwähnung finden. Welche Leistungen man auf dem Gebiete der
Fixsternphotometrie von der Anwendung der Photographie berechtigter-
massen erwarten darf, ist bereits in dem Capitel über die photogra
phische Photometrie auseinandergesetzt worden.
Von positiven Ergebnissen liegen auf diesem Gebiete bisher nur wenige
vor. Als erstes dieser Art ist die photographische Durchmusterung von
Pickering zu betrachten, die jedoch nicht dazu herangezogen werden