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III. Geschichte der Himmelsphotographie.
ungleicher Helligkeit in den verschiedenen Gegenden des Himmels hervor
gebracht worden sind.
»3. Die Differenz zwischen directer und photographischer Helligkeit ist
zum Tlieil entstanden infolge meteorologischer Zustände und Verschieden
heiten in der Empfindlichkeit der photographischen Platten; aber hauptsäch
lich hängt sie ab von der Stellung der Sterne relativ zur Milchstrasse,
und zwar beträgt die Variation für jeden Grad der galaktischen Breite
ungefähr 0.01 Grössenclassen.
»4. Diese Variation der Differenz, directe — photographische Helligkeit,
muss abhängen
a) von systematischen Fehlern der directen Grössenschätzungen
von Schönfeld und Gould;
b) von systematischen Differenzen in der Farbe der Sterne.
»Es ist sehr zu bedauern, dass keine genügende Uebereinstimmung in
der Bestimmung der ersten dieser Fehlerquellen vorhanden ist; das Einzige,
was genügend festgestellt zu sein scheint, ist, dass diese Fehler, falls
sie überhaupt einen merklichen Betrag haben, 0.2 bis 0.3 Grössenclassen
nicht übersteigen. Wenn dies so ist, so kann man sich der Folgerung
kaum entziehen, dass Differenzen der Art b) eine reelle Existenz haben.
»Die von Pickering entdeckte Erscheinung, dass die Milchstrasse
reicher als andere Gegenden des Himmels an Sternen ist, deren Spectra
zur ersten Classe gehören, kann nur einen kleinen Tlieil der beobachteten
Thatsachen erklären. Wir werden so zu dem Schlüsse geführt, dass,
wenn man auch nur Sterne von ein- und demselben Spectraltypus be
trachtet, die Sterne der Milchstrasse im allgemeinen blauer sind als die
Sterne in anderen Gegenden des Himmels.«
Der Kapteyn’sche Ausdruck, dass ein Stern blauer sei als ein
anderer, besagt, dass bei dem einen Stern das Verliältniss der In
tensität des blauen Theiles des Spectrums zum weniger brechbaren
grösser ist als bei dem anderen. Soll dies nicht mit einer Aenderung
des Spectraltypus Zusammenhängen, also nicht auf dem verschiedenen
Auftreten von Linien beruhen, so bleiben nur zwei Erklärungsarten übrig.
Es könnte erstens bei den Sternen im Blau und Violett eine allgemeine
Absorption vorhanden sein, die bei den der Milchstrasse näher gelegenen
Sternen geringer wäre, als bei den entfernteren. Ueber eine derartige
allgemeine Absorption ist bei den Sternen, besonders bei den bei weitem
zahlreichsten des ersten Spectraltypus, nichts bekannt; ihr Nachweis würde
auch bedeutende Schwierigkeiten bieten, vielleicht sogar unmöglich sein.
Zweitens könnte infolge von Temperaturverschiedenheiten thatsächlich die
Emission die angegebene Eigenthümlichkeit zeigen. Dass bei geringen