Die Fixsterne.
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Temperaturen, die nicht allzuweit über der Glühtemperatur liegen, dies
wirklich der Fall ist, ist allgemein bekannt; ob aber bei den hier allein
in Frage tretenden sehr hohen Temperaturen noch merkliche Unter
schiede in dem Emissionsverhältniss der verschiedenen Strahlungsarten
auftreten, ist nicht nachzuweisen.
Man muss deshalb der Kapteyn’schen Hypothese etwas vorsichtig
gegenüber treten und zunächst lieber noch nach anderen Erklärungen
suchen. Zwei derselben hat Kapteyn bereits erwähnt, davon eine phy
siologische, wonach bei Zonenbeobachtungen die Sterndichtigkeit einen
Einfluss auf die Schätzungen der Grössen ausübt, in dem Sinne, dass bei
grösserer Dichtigkeit die Sterne zu schwach geschätzt werden, d. h. dass
also zu wenig Sterne aufgenommen werden. Kapteyn dürfte diese Ur
sache vielleicht etwas unterschätzt haben; ich habe nachgewiesen*), dass
z. B. bei der Bonner südlichen Durchmusterung dieser physiologische
Unterschied bis zu 0.3 Grössenclassen beträgt, und das würde in der
Zahl der Sterne für die reichsten Gegenden nahe die Hälfte ausmachen,
also bereits einen sehr merklichen Theil der von Kapteyn gefundenen
Erscheinung deuten. Die zweite, ebenfalls von Kapteyn schon ange
gebene Ursache, eine Anhäufung der Sterne der ersten Spectralclasse in
der Gegend der Milchstrasse, würde, falls richtig, in demselben Sinne
wirken.
Damit sind aber die möglichen Erklärungen noch nicht erschöpft;
auch in den photographischen Aufnahmen selbst muss ein Theil der Er
scheinung begründet sein. In der Milchstrasse ist an sehr vielen Stellen
der Himmelshintergrund durch ausgedehnte Nebelmassen schwach erhellt;
infolge der grösseren Sterndichtigkeit ist auch unsere Atmosphäre in der
Richtung nach der Milchstrasse hin durchweg etwas stärker aufgehellt
als nach den Polen hin, und infolge beider Umstände findet bei lange
dauernden Aufnahmen in der Gegend der Milchstrasse eine theil weise
oder völlige Vorbelichtung der Platte statt, durch welche dieselbe in
merklicher Weise empfindlicher wird, also schwächere und damit mehr
Sterne abbildet. Es scheint mir durchaus nicht unmöglich, dass die erste
und die dritte dieser Erklärungen, vielleicht auch noch in Verbindung mit
der zweiten, für das Kapteyn’sche Phänomen ausreichen.
*) Astr. Nachr. 116, 81.