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III. Geschichte der Himmelsphotographie.
Stellung über die wahre Gestalt des Nebels im Raume liess sich hierdurch
nicht gewinnen. Die erste gelungene Aufnahme des Nebels in dem
Spiegelteleskope von Roberts gab diese Aufklärung ohne Weiteres.
Der Andromedanebel ist ein flacher Spiralnebel, gegen dessen Kante wir
unter einem ziemlich spitzen Winkel sehen. Unter der Annahme, dass
die äussere Begrenzung annähernd kreisförmig sei, würde dieser Winkel
ungefähr 25° betragen. Die Ellipticität des inneren, sehr hellen Kerns
ist beträchtlich geringer als die der Spiralstreifen, und hieraus könnte
man sehliessen, dass dieser Kern gegenüber den sehr flachen Spiralen
eine merkliche Dickenausdehnung hat, nahe kugelförmig ist. In den
Spiralen selbst ist eine Neigung zur Bildung von Knoten sehr deutlich
ausgesprochen. Die zahlreichen in dem Nebel und um ihn herum be
findlichen schwachen Sterne zeigen ziemlich gleichförmige Yertheilung
und scheinen nicht mit dem Nebel in physischem Zusammenhänge zu
stehen. Das Gleiche dürfte wohl von dem in der Nähe befindlichen
kleinen hellen Nebel G. C. 117 gelten. Auch er ist elliptisch geformt, mit
hellem Kerne, zeigt aber keine feinere Structur und befindet sich ganz
ausserhalb der Spiralen; seine grosse Axe ist gegen die des Andromeda
nebels um etwa 60° geneigt.
Damit ist der Andromedanebel seiner wahren Gestalt nach erkannt;
er gehört zur Classe der Spiralnebel, die eine verhältnissmässig einfache
mechanische Deutung zulassen.
Beim Orionnebel lassen die Aufnahmen mit grösseren Instrumenten
einen ungeheuren Reichthum an Detail im mittleren hellen Theile erkennen.
Aber die Anordnung dieses Details verräth nichts Gesetzmässiges; das
Innere des Nebels ist eine chaotische Masse im vollsten Sinne des Wortes.
Erst bei der Betrachtung der äusseren Partien beginnt eine einiger-
massen geregelte Structur kenntlich zu werden, die sich darin äussert,
dass sich gekrümmte Strahlen von der Hauptmasse ablösen, die, nach
Innen fortgesetzt gedacht, etwa den hellsten Theil des Nebels treffen
würden. Eine völlige Aufklärung hierüber liefern aber die Aufnahmen
des Nebels mit lichtstarken Instrumenten, die uns auf das deutlichste
zeigen, dass die äussersten gekrümmten Strahlen nach Aussen hin sich
zu einem Ringe zusammenschliessen, so dass der Nebel als Ganzes die
Gestalt eines Siegelringes zeigt, bei dem allerdings die Masse, welche
den Stein dieses Siegelringes darstellt, ganz ausserordentlich überwiegt.
Ich glaube aber nicht, dass dies die wahre Gestalt des Nebels im Raume
ist; vielmehr scheinen mir die von anderen Stellen des inneren Theiles aus
gehenden Strahlen, deren Fortsetzungen nach dem entgegengesetzten Punkte
des Ringes führen, anzudeuten, dass auch eine Drehung der jetzigen
Projectionsebene immer wieder zu einer ähnlichen Gestalt führen würde,