Die Nebelflecken.
333
dass also die Nebelmaterie eine Art von Kugelschale bildet, die an einer
Stelle eine ganz ausserordentlich starke Verdichtung hat, deren innere
Structur unseren Sinnen regellos erscheint.
Auf der nordwestlichen Seite des inneren Theiles sind sehr charak
teristische Anordnungen der Nebelmaterie zu bogenförmigen Gebilden
vorhanden, und diese Bogen oder Strahlen treffen so auffallend in ihren
Endpunkten mit schwachen Sternen zusammen, dass kaum an einer
physischen Verbindung dieser Objecte mit den betreffenden Sternen ge-
zweifelt werden kann. Aber auch für andere Sterne lässt sich ein sol
cher Zusammenhang mit dem Nebel nachweisen. Im Gegensätze zu den
directen Beobachtungen, die infolge einer Contrastwirkung die nächste
Umgebung der Trapezsterne als nebelfrei erscheinen lassen, befindet sich
gerade das Trapez in einem hellen und dichten Theile des Nebels, ebenso
einige andere helle Sterne. Durch successive Verminderung der Expositions
zeit lassen sich nun leicht Aufnahmen hersteilen, welche nur noch die hell
sten Theile des Nebels schwach angedeutet zeigen, und die dann sichtbar
werdende Form dieser hellsten Theile lässt ohne Weiteres ihre directe Ver
bindung mit den betreffenden Sternen erkennen. Dasselbe gilt auch für den
in unmittelbarer Verbindung mit dem Orionnebel stehenden Nebel Messier 43,
dessen Hauptstern diesem Nebel deutlich erkennbar physisch angehört.
Beim Orionnebel ist es auch zum ersten Male möglich gewesen, die
Exactheit der photographischen Methode in Anwendung zu bringen. Ich
habe eine Ausmessung dieses Nebels in der Art versucht, dass ich die
Positionen einer Anzahl hervorragender Punkte, als Maxima der Helligkeit
oder Dunkelheit, geometrische Mitten von Nebelknoten, Ecken, Einbuch
tungen u. s. w., bestimmt habe. Die wiederholte Ausführung dieser
Messungen hat ergeben, dass sich über 150 solcher Punkte mit einem
w. Fehler von unter 1" festlegen lassen, und es ist die Hoffnung vor
handen, dass die so ermittelten Positionen nach einem allerdings wohl
erst sehr langen Zeiträume als Grundlage zur Ermittelung systematischer
Bewegungen im Nebel zu dienen und damit einen weiteren Fortschritt
in der Erkenntniss seiner Natur zu bringen vermögen.
Einen ganz ausserordentlich complieirten Bau zeigen die Aufnahmen
des Nebels um Argus, welche Gill mit dem 13zölligen photographischen
Refractor der Cap-Sternwarte unter Anwendung von Expositionszeiten
bis zu 25 Stunden erhalten hat. Die Nebelmassen bedecken eine Fläche
von ungefähr 4 Quadratgrad und sind in einer Weise angeordnet, dass
es ganz unmöglich ist, durch Beschreibung ein Bild dieses Nebels zu
geben. Er zerfällt in zwei durch einen dunklen, fast ganz nebelfreien
Canal getrennte Theile, von denen der hellere und kleinere Tlieil ziemlich
scharf begrenzt erscheint und annähernd die Form eines Dreiecks besitzt.