Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

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III. Geschichte der Himmelsphotographie. 
Refractor des Collegio Komano aufgenommen hat, giebt an, dass derselbe 
sich bei stärkerer Vergrösserung in Hunderte von Sternen auf lösen lasse. 
Es liegt hier eine unbegreifliche Verwechslung mit dem Silberkorn der 
Platte vor. Verhältnissmässig kurz exponirte Aufnahmen mit dem Pots 
damer Refractor deuten übrigens auf eine streifige Structur des Ringes, 
die bei kräftigeren Aufnahmen verschwindet. 
Von den beiden typischen planetarischen Nebeln*) G. C. 4628 und 4964 
habe ich mit dem photographischen Refractor Aufnahmen erhalten, die 
trotz der Kleinheit dieser Nebel noch ziemlich viel Detail zeigen. Beide 
Nebel sind Ringnebel, und beide zeigen centrale Kerne, die auf der Photo 
graphie heller erscheinen als die Ringe, während sie von Burnham mit 
dem Refractor der Lick Sternwarte kaum erkannt werden konnten. Diese 
centralen Verdichtungen sind nun keineswegs Sterne, sondern wirkliche 
nebelige Verdichtungen von unregelmässiger Form. So gehen von dem 
Nebelcentrum in G. C. 4628 Streifen aus, welche die Figur eines X bilden; 
bei G. C. 4964 ist der Kern länglich und durch nebelige Ansätze mit dem 
äusseren Ringe verbunden. Auch der sonst wohl sternartige Kern des 
Ringnebels in der Leier erscheint etwas deformirt, so dass diese drei Ob 
jecte einander zweifellos äusserst ähnlich sind. Während es Schwierigkeiten 
machen würde, sich einen Stern vorzustellen, der wesentlich nur blaues 
oder violettes Licht aussendet und daher photographisch heller sein würde 
als optisch, macht dies bei einer gasförmigen Verdichtung keine 
Schwierigkeiten. Es braucht nur angenommen zu werden, dass ein Gas, 
welches wesentlich brechbareres Licht emittirt, im Kerne in grösserer 
Menge vorhanden ist, als im Ringe, oder dass Temperaturunterschiede 
die Erscheinung hervorrufen. 
Mit Hülfe der Photographie ist auch zum ersten Male der Versuch 
einer Parallaxenbestimmung bei Nebelflecken möglich gewesen. Wilsing**) 
hat hierzu zwei planetarische Nebel von möglichst kleinem Durchmesser 
bei symmetrischer Form gewählt, den Webb’schen Nebel (B. D. -4- 41°4004) 
und den bereits oben erwähnten Nebel G. C. 4964. Die w. Fehler der 
Messungen sind zwar etwas grösser als bei Sternen, aber doch immerhin 
klein genug, um Unsicherheiten der Parallaxen von mehr als 0'.'2 aus- 
zuschliessen. Für den Webb’schen Nebel konnte eine bestimmte An 
deutung einer Parallaxe nicht gefunden werden; für den anderen resultirt 
gegen zwei Sterne der 11. Grösse eine negative Parallaxe von ungefähr 
O'.'l, so dass also folgt, dass diese beiden planetarischen Nebel eine mess 
bare Parallaxe nicht besitzen. 
*) Astr. Nachr. 129, 239. 
**) Astr. Nachr. 138, 353 und 136, 349.
	        
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