338
III. Geschichte der Himmelsphotographie.
Refractor des Collegio Komano aufgenommen hat, giebt an, dass derselbe
sich bei stärkerer Vergrösserung in Hunderte von Sternen auf lösen lasse.
Es liegt hier eine unbegreifliche Verwechslung mit dem Silberkorn der
Platte vor. Verhältnissmässig kurz exponirte Aufnahmen mit dem Pots
damer Refractor deuten übrigens auf eine streifige Structur des Ringes,
die bei kräftigeren Aufnahmen verschwindet.
Von den beiden typischen planetarischen Nebeln*) G. C. 4628 und 4964
habe ich mit dem photographischen Refractor Aufnahmen erhalten, die
trotz der Kleinheit dieser Nebel noch ziemlich viel Detail zeigen. Beide
Nebel sind Ringnebel, und beide zeigen centrale Kerne, die auf der Photo
graphie heller erscheinen als die Ringe, während sie von Burnham mit
dem Refractor der Lick Sternwarte kaum erkannt werden konnten. Diese
centralen Verdichtungen sind nun keineswegs Sterne, sondern wirkliche
nebelige Verdichtungen von unregelmässiger Form. So gehen von dem
Nebelcentrum in G. C. 4628 Streifen aus, welche die Figur eines X bilden;
bei G. C. 4964 ist der Kern länglich und durch nebelige Ansätze mit dem
äusseren Ringe verbunden. Auch der sonst wohl sternartige Kern des
Ringnebels in der Leier erscheint etwas deformirt, so dass diese drei Ob
jecte einander zweifellos äusserst ähnlich sind. Während es Schwierigkeiten
machen würde, sich einen Stern vorzustellen, der wesentlich nur blaues
oder violettes Licht aussendet und daher photographisch heller sein würde
als optisch, macht dies bei einer gasförmigen Verdichtung keine
Schwierigkeiten. Es braucht nur angenommen zu werden, dass ein Gas,
welches wesentlich brechbareres Licht emittirt, im Kerne in grösserer
Menge vorhanden ist, als im Ringe, oder dass Temperaturunterschiede
die Erscheinung hervorrufen.
Mit Hülfe der Photographie ist auch zum ersten Male der Versuch
einer Parallaxenbestimmung bei Nebelflecken möglich gewesen. Wilsing**)
hat hierzu zwei planetarische Nebel von möglichst kleinem Durchmesser
bei symmetrischer Form gewählt, den Webb’schen Nebel (B. D. -4- 41°4004)
und den bereits oben erwähnten Nebel G. C. 4964. Die w. Fehler der
Messungen sind zwar etwas grösser als bei Sternen, aber doch immerhin
klein genug, um Unsicherheiten der Parallaxen von mehr als 0'.'2 aus-
zuschliessen. Für den Webb’schen Nebel konnte eine bestimmte An
deutung einer Parallaxe nicht gefunden werden; für den anderen resultirt
gegen zwei Sterne der 11. Grösse eine negative Parallaxe von ungefähr
O'.'l, so dass also folgt, dass diese beiden planetarischen Nebel eine mess
bare Parallaxe nicht besitzen.
*) Astr. Nachr. 129, 239.
**) Astr. Nachr. 138, 353 und 136, 349.