Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

50 I. Die Herstellung und Verwerthung von Himmelsaufnahmen. 
fläche der Luftschliere nicht mehr auf die ganze Ausdehnung des Objectivs 
als sphärisch zu betrachten ist, so dass die verschiedenen Theile des Ob 
jectivs eine verschiedene Aenderung der Brennweite erfahren. Die Ver 
zerrungen treten dementsprechend bei grossen Objectiven häufiger und 
stärker auf als bei kleinen. Bei nur einigermassen starken Graden der 
Luftunruhe der Classe III werden sämmtliche Arten der directen Be 
obachtungen auf das empfindlichste gestört. 
Bei photographischen Aufnahmen gestaltet sich der Einfluss der hier 
kurz charakterisirten Luftzustände folgendermassen. 
Für Aufnahmen von Fixsternen bei langen Expositionszeiten — von 
einigen Minuten bis zu mehreren Stunden — unterscheiden sich die ver 
schiedenen Arten des Luftzustandes nur sehr wenig in ihren Wirkungen. 
Sobald die Zeitdauer einer Schwingung des Sternbildes um seine Mittellage 
relativ zur gesammten Expositionszeit klein ist, und das ist sie auch bei 
Classe I, sobald mehrere Minuten in Frage treten, fällt das Mittel aller 
Schwingungen genau mit der Mittellage des Sternes zusammen. Die Photo 
graphie addirt sämmtliche Phasen, und das Resultat besteht in einem 
etwas verwaschenen Sternscheibchen, dessen Mittelpunkt genau richtig 
liegt, und dessen Durchmesser um den Betrag der äussersten Stern- 
excursionen grösser ist, als er bei ruhiger Luft sein würde. Die stärkere 
Verwaschenlieit des Scheibchens, sein allmählicher Intensitätsabfall nach 
dem Rande zu, kommt daher, dass die stärksten Excursionen natürlich 
sehr viel weniger häufig auftreten als die schwächeren. Das Aufblähen 
der Bilder bei Luftzustand der Classe III hat im wesentlichen dieselbe 
Wirkung wie die Schwankungen, nur bedingt es einen viel stärkeren 
Grad der Ausbreitung, ist also schädlicher. 
Die Wirkung der Luftunruhe auf die nachherige Ausmessung einer 
Fixsternaufnahme ist im Verhältnisse zu directen Messungen am Fern 
rohr nur sehr gering. Die Einstellung auf ein grösseres, verwaschenes 
Scheibchen ist natürlich etwas ungenauer als auf ein kleines, scharfes; 
aber die durch die Luftunruhe hervorgebrachte Verbreiterung der Scheib 
chen vermischt sich so mit der natürlichen, auch bei ruhigster Luft ein 
tretenden, dass von einer eigentlichen Schädigung der Messungsgenauigkeit 
kaum die Rede sein kann. In dieser Beziehung besitzt also die photo 
graphische Messung einen bedeutenden Vorzug vor der directen Messung 
am Fernrohr. Dass bei sehr eng stehenden Sternen durch die vermehrte 
Verbreiterung der Scheibchen eine Beeinträchtigung der Messungen ein- 
treten kann, möge hier nur erwähnt sein. 
Von viel grösserer Bedeutung als auf die Messungen ist der Einfluss 
der Luftunruhe bei photographischen Sternaufnahmen auf die photo 
graphische Lichtstärke des Instrumentes und auf die Grössenbestimmungen
	        
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