Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

Der Einfluss der Luftunruhe auf photographische Aufnahmen. 51 
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der Sterne. Bei einer absolut ruhigen Luft giebt es für den kleinsten 
Durchmesser eines Sternscheibchens eine untere Grenze, die von gewissen 
Eigenschaften des Objectivs abhängt. Hat man diese untere Grenze 
experimentell durch fortlaufende Verminderung der Expositionszeit und 
der Lichtintensität erreicht, so wird bei weiterer Verminderung eines 
dieser Factoren der Durchmesser des Scheibchens nicht mehr weiter ver 
kleinert, sondern es tritt nur eine Verminderung der Schwärzung bis 
zum völligen Verschwinden des Scheibchens ein. Bei unruhiger Luft ist 
nun das kleinste Scheibchen grösser als bei ruhiger, sein Durchmesser 
wird annähernd um den Betrag der grössten Excursionen vergrössert sein, 
das Gesammtlicht hat sich auf eine grössere Fläche vertheilt, seine photo 
graphische Wirkung ist also geringer geworden: die Sichtbarkeitsgrenze 
bei gegebener Expositionszeit ist herabgedrückt. Nach Untersuchungen*), / 
die ich über die Sichtbarkeitsgrenze bei verschiedenen Luftzuständen an 
gestellt habe, beträgt der Lichtverlust durch schlechte Luftzustände (bei 
völlig durchsichtiger Luft) bis zu 0.75 Grössenclassen. 
In genau umgekehrter Weise wirkt die Luftunruhe auf die Grössen 
bestimmung bei Aufnahmen von Sternen, die so hell sind, dass bei ge 
gebener Expositionszeit ein völlig geschwärztes grösseres Scheibchen 
entsteht. Durch unruhige Luft wird der Durchmesser des Scheibchens 
vermehrt, man ist also geneigt, den erzeugenden Stern für heller zu halten 
als auf Aufnahmen bei ruhiger Luft. Auf diesen Punkt wird bei der 
Besprechung der Grössenbestimmungen auf photographischem Wege aus 
führlicher eingegangen werden. 
Von äusserst schädlichem Einflüsse sind alle drei Arten von Luft 
unruhe auf die Aufnahme der Oberflächen von Mond und Planeten bei 
langer Expositionszeit. Man erhält durch die Photographie ein mittleres 
Bild aller während der Exposition stattgehabten Zustände, ähnlich wie 
durch directe Beobachtung beim Luftzustande der Classe II oder III; es 
ist z. B. nicht möglich, von einem Mondkrater von 10" Durchmesser ein 
brauchbares Bild zu erhalten, wenn derselbe während der Aufnahme um 
mehr als 3" hin- und hergeschwankt hat. Die besonders bei Plancten- 
aufnahmen nicht zu entbehrende Anwendung directer Vergrösserung des 
Focalbildes am Fernrohr kann bei unruhiger Luft keine Verbesserung 
herbeiführen, da die Schwankungen genau so vergrössert werden wie 
das Object selbst. Man kann ohne Weiteres behaupten, dass brauchbare 
Aufnahmen der in Frage stehenden Objecte nur unter in unseren Breiten 
*) J. Scheiner, Recherches photométriques sur les clichés stellaires. Réunion 
du comité etc. 1891. Annexe Nr. 5, pag. 89—91.
	        
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