60 I. Die Herstellung und Verwerthung von Himmelsaufnalimen.
Im Uebrigen kann die Orientirung des Fadenkreuzes in derselben
Weise erfolgen, wie beim parallaktisch montirten Heliographen. Für
beide Arten der Aufstellung kann mit Vortheil auch die bei den fest
montirten Heliographen zu besprechende Methode der Aufnahmen von
Doppelbildern der Sonne in Anwendung kommen.
Um die Positionswinkel an der Sonnenscheibe mit solcher Genauigkeit
bestimmen zu können, wie es bei der Ermittelung der Parallaxe aus
Venusdurchgängen erforderlich ist, und wie es ein einfach parallaktisch
montirter Heliograph nicht ergeben würde, hat Hansen*) eine Montirung
construirt, welche die Vorzüge der horizontalen Montirung mit denjenigen
der parallaktischen verbindet, indem das Fernrohr zwar parallaktisch be
wegt wird und so dem Laufe der Sonne folgt, andererseits aber das
einmal nach dem Horizonte orientirte Fadenkreuz stets so orientirt bleibt,
resp. in allen Lagen so justirt werden kann.
Zu diesem Zwecke verbindet Hansen die beiden Aufstellungen mit
einander, und zwar so, dass sich die vier Axen: Stunden- und Decli-
nationsaxe, Vertical- und Horizontalaxe in einem Punkte schneiden. Dabei
ist die Stundenaxe nach jeder Polhöhe einstellbar. Wird bei dieser
Einrichtung die Stundenaxe in 24 Stunden einmal herumgeführt, so bleibt
das Gestirn im Gesichtsfelde, aber das Fernrohr erfährt dabei gleichzeitig
eine solche Drehung um seine optische Axe, dass das Fadenkreuz be
ständig nach dem Horizonte orientirt bleibt. Die Fig. 10 giebt eine An
schauung von der Einrichtung dieser Montirung, wie sie Repsold nach
den Angaben Hansens für die Kerguelen-Station 1874 dem Stativ ge
geben hat.
Die grosse Brennweite, welche man behufs Erzielung eines linear
grossen Focalbildes den Heliographen gerne giebt, in Verbindung mit
dem auch wieder ziemlich langen und schweren Vergrösserungsapparate
ist für die parallaktische oder horizontale Aufstellung wenig geeignet;
sie erfordert ausserdem eine kostspielige Drehkuppel, und man hat daher
für grössere Instrumente eine feste Aufstellung gewählt, wobei nur
der Spiegel verstellbar eingerichtet zu werden braucht. Der durch die
Reflexion am Spiegel entstehende Lichtverlust ist eher nützlich als schäd
lich, da man stets mit Ueberfluss an Licht zu kämpfen hat; bedenklicher
ist der Umstand, dass durch Einführung einer neuen Fläche in den
Strahlengang keine Verbesserung, sondern nur eine Verschlechterung der
Bilder resultiren kann.
Man kann dem Heliographen natürlich jede beliebige feste Stellung
*) Hansen, P. A. Beschreibung eines Fernrohrstativs etc. Ber. d. K. Sachs.
Akad. d. Wiss. 1870.