Die Heliographen und verwandten Instrumente.
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so weniger wird er das Instrument erschüttern, und damit ergiebt sich
als beste Lösung, den Momentverschluss an die Stelle des kleinsten Durch
messers des Strahlenbündels zu setzen, das ist in die Focalebene, und ihm
gleichzeitig die volle Oeffnung des Bündels zu geben; die richtige Ex
positionszeit ist dann zu erreichen durch die Geschwindigkeit des Ver
schlusses und durch die Verwendung möglichst unempfindlicher
Platten. Der letztere Punkt ist meiner Ansicht nach der wichtigste von
allen, da man bei der Verwendung möglichst unempfindlicher Platten die
Yortheile feineren Silberkornes gleichzeitig mit erhält. Die Benutzung
der gewöhnlichen Trockenplatten für die Aufnahme der Sonne ist daher
trotz der Bequemlichkeit ihrer Handhabung als ein Rückschritt gegen
über dem nassen Collodiumyerfahren zu bezeichnen. In den letzten
Jahren hat man indessen trockene Platten verfertigt, sogenannte korn
lose Gelatineplatten, welche noch beträchtlich unempfindlicher sind als
die nassen Collodiumplatten und auch ein noch feineres Korn als
diese besitzen. Da der Silberniederschlag auf diesen Platten zudem ein
sehr kräftiger werden kann, so sind dieselben als die geeignetsten für
Sonnenaufnahmen zu bezeichnen; sie sind ebenso bequem in der Hand
habung wie die gewöhnlichen Gelatineplatten. Ob derartige Platten bis
jetzt schon zu dem genannten Zwecke benutzt worden sind, ist Verfasser
unbekannt.
Befindet sich der Momentverschluss in der Focalebene, so muss die
Oeffnung desselben in der zur Bewegung des Verschlusses senkrechten
Richtung mindestens so gross sein als das Focalbild der Sonne; in der
Richtung der Verschluss Verschiebung kann er bis zu einem gewissen
Grade kleiner sein, bis nämlich die Diffractionswirkung, gerechnet von
der Oeffnung an bis zur Platte, merklich wird. Wird diese Grenze über
schritten, so äussert sich die Diffraction zunächst darin, dass der Sonnen
rand an den Seiten, die der Bewegungsrichtung des Verschlusses ent
sprechen, weniger scharf wird als an den hierzu rechtwinkligen Seiten.
Unterhalb diese Grenze darf man also mit der Verkleinerung der Oeff
nung nicht gehen, sondern man muss, falls die Helligkeit des Bildes noch
zu gross ist, die Geschwindigkeit der Verschlussbewegung vergrössern.
Als einfachste Form der Verschlussöffnung empfiehlt sich der Spalt, der
je nach der Höhe der Sonne oder auch je/ nach atmosphärischen Zu
ständen mehr oder weniger weit geöffnet werden kann. Bei einem solchen
Spalte ist die Expositionszeit für die Flächeneinheit gleich der Zeit, welche
der Spalt zum Passiren des Sonnenbildes braucht, dividirt durch das Ver-
hältniss vom Durchmesser des Sonnenbildes zur Breite des Spaltes. Ab
gesehen von der Diffractionswirkung, tritt bei zu engem Spalte noch die
Unannehmlichkeit auf, dass kleine an den Spalträndern haftende Stäubchen