78
I. Die Herstellung und Yerwerthung von Himinelsaufnalnnen.
Man stellt vor jeder Messung* die Richtung des auf der Aufnahme
vorhandenen Fadenbildes parallel zu einem der Strichsysteme auf der
Glasplatte G, bezieht also mit anderen Worten die Messungen stets auf
ein nach dem Fadenbilde orientirtes Coordinatensystem. Es braucht wohl
nur darauf hingedeutet zu werden, dass die Fehler der Glastheilung
genau ermittelt sein müssen.
Die Spectroheliographen.
In den letzten Jahren ist durch die Bemühungen des amerikanischen
Astronomen IJale eine Methode der Sonnenphotographie in Anwendung
gekommen, welche bereits ganz überraschende Resultate ergeben hat, und
die geeignet erscheint, für die Zukunft der Sonnenphysik von hoher Be
deutung zu werden. Der hierbei verwandte Apparat, Spectroheliograph
genannt, besteht im wesentlichen nur aus einem Spectroskope; dasselbe
dient aber nur zur Zerlegung des Lichtes, zur Ermöglichung, ein
monochromatisches Bild der Sonne zu erhalten, nicht zu spectroskopischer
Untersuchung des Sonnenlichts, und es steht theoretisch nichts im Wege,
diesen Zweck auf einem gänzlich andern Wege zu erreichen, z. B. nach
dem Vorschläge von Braun durch Totalreflexion. Die Hale’sche Methode
liegt innerhalb der Grenzen eines Lehrbuches über die Himmelsphoto
graphie, ihre Besprechung gehört mehr in ein solches als in ein Werk
über Spectralanalyse.
Die Aufgabe, die sämmtlichen Protuberanzen am Sonnenrande, auf
einmal optisch sichtbar zu machen, ist, wenn auch nicht in praxi, so
doch theoretisch von Janssen zuerst gelöst worden.
Eine kurze Note hierüber ist veröffentlicht in den Comptes Rendus
vom Jahre 1869, Ausführlicheres in dem Report of the thirty-ninth meeting
of the British Association (Exeter, 1869). Bei der Wichtigkeit der Methode
mögen auch ihre ersten Anfänge hier Berücksichtigung finden. Der Vor
schlag Janssens lautet:
»Wir stellen uns vor, dass man z. B. das Bild einer Flamme auf
den Spalt eines Spectroskopes werfe; das entstehende Spectrum wird im
Sinne seiner Höhe aus der Nebeneinanderlagerung aller linearen Spectra
entstehen. Man stelle sich ferner vor, dass da, wo das Spectrum sich
im Beobachtungsfernrohr bildet, ein zweiter Spalt parallel zum ersten an
gebracht sei. Dieser zweite Spalt wird im Spectrum eine leuchtende Linie
isoliren von einer bestimmten Brechbarkeit und Farbe. Die Höhe dieser
Linie und die verschiedenen Grade ihrer Intensität entsprechen den
jenigen des Flammenbildes auf dem ersten Spalt.
Wenn sich nun das Spectroskop um eine Axe dreht, welche durch