Vorwort.
Nachdem der I. Theil dieses Werkes, die Azimuthe für nördliche circumpolare
Sterne enthaltend, sich schnell viele Freunde erworben hat, übergehe ich heute den
II. Theil, Azimuthe südlicher circumpolarer Sterne, den Fachgenossen und hoffe, dass
derselbe den nach Süd-Breite fahrenden Schiffern ebenso willkommen sein wird.
Ich kann dieses Werk nur mit den, dem I. Theil Vorgesetzten Worten ein
führen :
»Seit der fast ausschliesslichen Verwendung von Eisen und Stahl als Schiffs
baumaterial ist die fortwährende Controlle des Compasses und dessen Ablenkung eine
der Hauptaufgaben des Schiffsführers geworden. Durch möglichst häufige Peilungen
der Sonne und der Sterne und durch Vergleichung derselben mit dem wahren Azimuth,
welches man am bequemsten aus Tafeln entnimmt, muss der Kurs des Schiffes auf
seine Richtigkeit geprüft und wenn nöthig geändert werden. — Die in Gebrauch be
findlichen Azimuthtafeln, welche direct das Azimuth enthalten, sind aber nur für die
Sonne und Gestirne innerhalb gleicher Declinationsgrenzen wie erstere berechnet;
einige erlauben auch Entnahme bis zu 30° Declination. — Sehr häufig sind aber der
artige Gestirne durch Wolken verdeckt oder stehen so hoch, dass bei stark arbeitendem
Schiff eine sichere Peilung nicht zu erhalten ist, während in der Nähe des Pols die
schönsten Sterne in günstiger Peilhöhe und Richtung sichtbar sind ;, man braucht sie
aber nicht, weil eine Berechnung des Azimuths immerhin eine etwas zeitraubende
Arbeit ist.
Ich habe deshalb die hellsten dieser circumpolaren Sterne ausgesucht und deren
Azimuthe berechnet. Eine beigegebene Karte des polaren Theiles des südlichen Himmels
dient zur leichteren Auffindung der betreffenden Sterne.
Indem ich das Werkchen hiermit meinen Berufsgenossen zu hoffentlich recht
fleissiger Benutzung übergebe, erlaube ich mir den Herren, welche mich bei Fertig
stellung mit Rath und That unterstützten, insbesondere den Herren Professor Dr. Schilling
uttdDr. Fulst von der Bremer Seefahrtsschule, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.
Bremerhaven, Januar 1899.
An Bord D. „Lahn.“
J. Bortfeldt,
Offizier des Norddeutschen Lloyd.