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Male sich zu der Königsberger Sternwarte begab, in wel
cher sich auch der Hörsaal für die astronomischen Vorlesun
gen befand, dem war es gewiß eine auffallende Erscheinung,
wenn er durch das Gebell eines schönen Jagdhundes em
pfangen wurde. In Besse? s Arbeitszimmer, dessen Wände
ganz mit den Bildnissen großer Mathematiker, Physiker
und Astronomen bedeckt waren, hing mitten unter den
letztern auch seine Jagdflinte, Tasche, nebst den übrigen
Jagdgeräthen.
Friedrich Wilhelm Vcsscl wurde am 22. Juli, deö Jahres
1784 zu Minden in Westphalen geboren. Er zeigte als
Knabe keine besonders hervorstechenden Eigenschaften, nur
eine gewisse Vorliebe für das Rechnen bestimmte seinen
Vater, ihn dem Kaufmannsstande zu widmen Doch hören
wir lieber, was er selbst in seinen Aufzeichnungen'über
seine Jugendzeit auf so anziehende Weise erzählt*). „Von
meiner Jugend", schreibt Bessel, „weiß ich nichts bemer-
kenswerthes mehr, am wenigsten erinnere ich mich irgend
eines Hervortretens vor meinen Altersgenossen. Vielmehr
wurde ich auf den unteren Klassen des Mindener Gymna
siums, die ich bis zu Unter-Tertia inclusive besuchte, den
andern häufig nachgesetzt, was auch ganz recht war, indem
die Anfangsgründe des Lateinischen mir immer zuwider
waren. Um ihnen zu entgehen, erklärte ich meinem Vater,
daß ich große Neigung zum Rechnen hätte und daher den
Kaufmannsstand zu wählen wünschte. Mit der Neigung zum
Rechnen, sogar mit hervortretender Fertigkeit darin, hatte es
allerdings seine Richtigkeit, allein auf den schwachen Grund
*) Bessel, kurze Erinnerungen an Momente meines Lebens. In
Briefwechsel zwischen Olbcrs und Bessel, herausgegeben von
A. Erman, pag. X.