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anlassen, den Kaufmannsstand aufzugeben. Tenn er befand
sich nun schon 7 Jahre in dem Kulenkampschen Hause,
seine Principale schätzten ihn sehr, und er hatte daher nicht
allein für sein künftiges Fortkommen die besten Aussichten,
sondern da seine Lehrzeit vollbracht war, unmittelbar einen
Gehalt von 6 —700 Thalern zu erwarten. Der geringe
Gehalt von einhundert Thalern, den er in Lilienthal
erhielt, konnte dafür keinen Ersatz bieten5 aber die schon
errungenen Erfolge hatten Bessel die unwiderrufliche Ueber
zeugung beigebracht, daß die praktische Astronomie in Wahr
heit sein Beruf sei; und so that er denn den Schritt,
der manchem damals vielleicht unklug geschienen haben mag.
Man muß es ohne Zweifel als einen glücklichen Um
stand betrachten, daß Bessel auch in Lilienthal wieder ganz
seine eigenen Wege gehen konnte, und es gereicht Schröter
zum Verdienste, daß er Bessel darin nicht hinderte. Tenn
es kann wohl nicht bestritten werden, daß dieß das für
ihn allein Passende war. Mehr noch als in der Mathe
matik war er in der Astronomie so vollständig Autodidact,
daß er säst alles seinem eigenen Talente, seiner eigenen
Geschicklichkeit und seiner Erfindung verdankte Dabei war
seine Entwickelung so unglaublich rasch, daß er schon etwa
vier Jahre nach der Zeit, in welcher durch das Kennen
lernen des Bohnenbergerschen Buches der erste Funke in
seine Seele fiel, die Augen aller Astronomen durch seine
vortrefflichen Arbeiten auf sich gezogen hatte, und sein
Name unter den ersten genannt wurde. So konnte es denn
nicht fehlen, daß seine Stellung in Lilienthal nur von
kurzer Dauer war. Nach vierjährigem Aufenthalte daselbst
wurde er im Anfange des Jahres 1810 zum Direktor der
in Königsberg neu zu errichtenden Sternwarte erwählt.