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warte. Aller Unmuth ist jetzt gewichen und mit Stolz fügt
er hinzu*): „Dieft'Sternwarte, die in Zeiten entstanden,
wo man Wohl hin und wieder den preußischen Staat als
in Unthätigkeit und Kraftlosigkeit versunken ansah, mag
der Nachwelt zeigen, daß unser Joch uns nur drückte, nicht
erdrückte, und daß wir keinen Augenblick die Aussicht auf
bessere Zeiten aus den Augen verloren. Die neije Stern
warte ist also der Wissenschaft wirklich geschenkt, stattlich
in ihrem Aeußeren und zweckmäßig in ihrem Inneren steht
sie da und erwartet nur besseres Wetter, um ihre Tagebücher
mit nützlichen Beobachtungen zu füllen." — In die neue
Sternwarte führte Bessel auch zugleich seine junge Gattinn,
die Tochter des Medicinalraths Hagen in Königsberg ein,
mit der er sich das Jahr vorher vermählt hatte. Zu seinem
Hochzeitstage hatte er den Geburtstag Olbers gewählt, des
Mannes, den er sein Leben lang wie einen zweiten Vater
verehrte. Er schrieb ihm**): „Denken Sie an diesem Tage
an Ihren glücklichen Freund, dem nichts fehlt, als Ihre
und der Eltern Nähe und der sich wenigstens durch die
Gedanken für Ihre Entfernung zu entschädigen suchen wird.
Die Gläser werden hell klingen auf das Wohl des Schöpfers
meines Glücks."
Von jetzt an beginnt nun Bessel's großartige Thätigkeit,
durch die er eine neue Epoche in der Astronomie begrün
dete. Er befand sich jetzt in dem ihm hauptsächlich eigenen
Elemente, in dem Berufe eines praktischen beobachtenden
Astronomen, und entfaltete dabei in kurzer Zeit die ganze
Größe seines Geistes. Man kann Bessel's Leistungen und
*) Briefwechsel pag. 352.
**) Briefwechsel pag. 343.