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Bessel gestand noch im Jahre 1841 *) , daß sich bei ihm
nie eine Vorliebe für eine besondere astronomische Beschäf
tigung eingestellt habe, sondern daß nur die Resultate, die
dadurch erlangt werden konnten, Reiz für ihn hatten. Dieser
Umstand bewirkte, daß Bessel bei seinen Beobachtungen
stets bis zu diesen Resultaten fortging. Dadurch wurde er
sehr bald auf die Entdeckung von Mängeln geführt und
sein Scharfsinn wußte dann auch diesen Mängeln abzuhel
fen. Er übte in weit höherem Maße als seine Vorgänger
die große Kunst aus, die Güte der Beobachtungen an den aus
ihnen gezogenen Resultaten zu prüfen, aus den sich zeigenden
Fehlern auf die Fehler der Instrumente zu schließen und Me
thoden zu ersinnen, um jene unschädlich zu machen. Indem
er so Fehlerquellen ans Licht zog, die bis dahin als zu unbe-
deutend/unberücksichtigt geblieben waren, wie z. B. die Fehler
in den Theilungen der Kreise, gelang es ihm seinen Be
obachtungen einen bis dahin unerhörten Grad von Genauig
keit zu geben. Er brach dadurch der Beobachtungskunst eine
neue Bahn; er zeigte durch sein Beispiel, wie, um Bessel's
eigene Worte zu gebrauchen**), jedes astronomische Instru
ment gleichsam zweimal gemacht werden müsse, einmal in der
Werkstätte des Künstlers von Messing und Stahl; zum zwei-
tenmale aber von dem -Astronomen auf seinem Papiere durch
die Register der nöthigen Verbesserungen, welche er durch
seine Untersuchung erlangt. Aus die Art und Weise, wie
Bessel die Instrumente gebrauchte, paßt so recht eigentlich
das Wort Göthe's:
*) Besset, astronomische Untersuchungen Bd. I , Vorrede.
**) Besset, populäre Vorlesungen, herausgegeben von Schuhmacher
pag. 432.