24
Geheimnißvoll, am lichten Tag
Läßt sich Natur des Schleiers nicht berauben;
Und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag
Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben.
Der zweite der Punkte, in welchen sich Bessel's Verdienste
um die Astronomie concentriren, besteht darin, daß er,
wie nie, weder vor noch nach ihm, ein Astronom gethan
hat, die Aufgabe der Astronomie als ein Ganzes auffaßte,
und Wenigstens die Anbahnung zur Lösung derselben zu
der Aufgabe seines Lebens machte. Was Bessel sich als
die Ausgabe der Astronomie dachte, war nichts Anderes,
als die Forderung: die Bewegungen aller Himmelskörper
so vollständig kennen zu lernen, daß für jede Zeit genü
gende Rechenschaft davon gegeben werden kann. Tie Mög
lichkeit, diese umfassende Aufgabe überhaupt lösen zu können,
war erst durch Newton herbeigeführt worden, indem dieser
durch die Aufstellung der Lehre von der gegenseitigen An-
ziehung aller Körper das Gesetz, welchem die Bewegungen
der Himmelskörper folgen, aussprach. Die Geschichte der
Astronomie zeigt uns dann in der Zeit zwischen Newton
und Bessel eine stete Wechselwirkung zwischen der Beobach
tungskunst und der mathematischen Analyse, indem ab
wechselnd die eine der anderen voraneilte und die letztere
zu neuen Fortschritten zwang. Dadurch gelangten beide zu
einem Grade der Vollkommenheit, daß der Gedanke, die
Aufgabe der Astronomie in ihrer ganzen Vollständigkeit zu
behandeln, entstehen konnte. Allein um zu der Ausführung
dieses Gedankens schreiten zu können, war vor Allem die
Erfüllung einer Bedingung nothwendig, welcher vor Bessel
bei weitem nicht genügt war. Nämlich zwischen einer Be
obachtung und dem aus derselben zu ziehenden Resultate,
welches die Stellung eines Gestirns am Himmel zu einer