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lieferte. Nun erst war es möglich, an die eigentliche Auf
gabe, nämlich an die Untersuchung der Bewegung der Pla
neten zu gehen, und die ganze, mit Bradley anfangende
Beobachtungsreihe einer gründlichen Bearbeitung zu unter
werfen. Es liegt auf der Hand, daß die Vollendung einer
solchen Arbeit nicht die Sache eines einzelnen Zeitalters,
geschweige eines einzigen Mannes sein kann; diese Arbeit
ist denn auch heute noch nicht vollendet. Aber auch hier
war es wieder Bessel, der den Astronomen den Weg zeigte,
wie man trotz der jährlich hinzukommenden Beobachtungen
und trotz des sich immer mehr häufenden Materials zum
Ziele kommen könnte. Er lehrte, wie man die Beobach
tungen gewisser Zeiträume in einzelne Hauptmomente zu
sammenziehen müsse, welchen dann durch die späteren Be
obachtungen nur verhältnißmäßig geringe Nachträge hin
zugefügt zu werden brauchen, und welche dann unwandel
bare, noch für die spätesten Zeiten gültige, Thatsachen
enthalten. Dabei schwebte Bessel noch eine andere Idee
Vor, die allerdings mit der allgemeinen Aufgabe der Astro
nomie im innigsten Zusammenhange steht, oder vielmehr
das letzte Ziel derselben bildet, nämlich die Prüfung, ob
das Newtonische Gesetz in aller Vollständigkeit das Gesetz
der Natur sei, oder ob es noch eines Zusatzes bedürfe. Zu
allen Zeiten nach Newton haben Zweifel darüber bestanden,
welche bis in die neueste Zeit an Stärke zugenommen
haben, indem eigentlich eine solche unmittelbar in die Ferne
wirkende Kraft, wie sie von der Gravitationstheorie ge
fordert wird, mit den heutigen physicalischen Grundbegriffen
nicht in Einklang zu bringen ist. Bessel war um so mehr
befugt, eine solche Prüfung für nothwendig zu halten,
als die Uebereinstimmung zwischen der Theorie und den