Full text: Reformation des Himmels

Zwangsarbeit wenig Heu und Stroh und viele Prügel von 
ihrem Treiber bekommen können.“ Dieser Vorschlag fand 
den Beifall der sämtlichen Götter. Da beschied Zeus: 
„Diese Krone soll ewig dem gehören, der jenen den letzten 
Stoss versetzen wird, und sie selber sollen zu dreitausend 
jähriger Seelenwanderung von Eseln zu Eseln verdammt 
sein. Er beschied ferner, dass an Stelle dieser besonderen 
Krone eine andere begriffliche, ideale und folglich 
unendlich mit teil bare gesetzt werde; aus solcher 
könnten dann unendlich viele Kronen entnommen werden, 
wie mit einer brennenden Fackel, ohne sie selber zu ver 
ringern und ohne dass sie auch nur ein Fünkchen ihrer Kraft 
und Wirksamkeit verliert, unendlich viele andere sich 
anzünden lassen; 1 ) und neben diese Krone beschloss er 
ein begriffliches, ideales Schwert zu setzen, das 
in ähnlichem Sinne ein wahreres Sein besitze als jedes 
beliebige besondere, das innerhalb der Grenzen des natür 
lichen Daseins existiert. Unter diesem Schwert und 
dieser Krone verstand aber Zeus das allgemeine 
Weltrecht und Weltgericht, durch welches jeder 
mann in der Welt belohnt oder bestraft wird nach 
Massgabe seiner Verdienste oder Vergehen. Diesen 
Beschluss billigten die Götter sehr; denn es sei durchaus 
angebracht, dass das Gericht dem Gesetz unmittelbar 
benachbart sei; denn dieses müsse nach jenem richten und 
') Es ist die platonische Ideenlehre, durch welche die Konzeption 
dieser idealen Krone und dieses idealen Schwerts veranlasst ist. 
Nach Plato präexistirt allen Dingen und allen Wesen unserer in 
Raum und Zeit sich verwirklichenden phänomenalen Welt ein reines 
urbildliches Wesen, an welchem die mit einander unter den nämlichen 
Begriff fallenden oder einander gleichartigen Dinge teilnehmen; diese 
ganze zeitliche Welt ist nur das Abbild oder der Schatten einer ewigen 
intelligiblen Welt. Bruno hat der Ausführung dieses platonischen Grund 
gedankens vornehmlich seine Schrift „de umbris idearum“, „über die 
Schatten der Ideen“ gewidmet. 
„Die Platonische Idee ist nicht das den vielen einander gleich 
artigen Einzelobjecten innewohnende Wesen als solches, sondern das als 
in seiner Art vollkommen, unveränderlich, einheitlich und selbständig oder 
an und für sich existierend vorgestellte Wesen der einander gleichartigen 
Einzelobjekte, die in den Umfang des Begriffs fallen, durch den eben 
diese Idee gedacht wird.“ Überweg, Grundriss der Geschichte der 
Philosophie § 41.
	        
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