Full text: Reformation des Himmels

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den bereits vergebenen Sitzen verlieh, sondern es auch 
jetzt nicht zu thun, wenn ich Dir diesen, um den es 
sich handelt, abschlage, und vielleicht hast Du Dich auf 
einen viel schechteren zu vertrösten, als Du denkst.“ 
„— Und was könnte mir wol schlimmer geschehen 
als diese Geringschätzung, die Ihr mir bisher schon erwiesen 
habt“, sagte Frau Reichtum. „Sag' mir, aus was für 
einem Grunde hast Du die Wahrheit, die Klugheit, die 
Weisheit, das Gesetz und das Gericht mir vorgezogen, 
da ich es doch bin, um derentwillen allein die Wahrheit 
geachtet, die Klugheit geschätzt, die Weisheit geehrt, 
das Gesetz befolgt und das Urteil ausgeführt wird; 
ohne mich ist die Wahrheit nichts wert, ohne mich wird 
die Klugheit verachtet, die Weisheit vernachlässigt, ohne 
mich bleibt das Gesetz stumm und das Urteil lahm. 
Denn ich allein schaffe der ersteren Raum, bin der Nerv 
der zweiten und das Licht der dritten, ich allein verleihe 
dem vierten Autorität, dem fünften Kraft und allen 
zusammen Annehmlichkeit, Schönheit und Zierde und 
befreie sie von Kümmernissen und Sorgen. Da antwortete 
Momus: „0 Göttin des Reichtums, Du sagst gleichzeitig 
eine Wahrheit und eine Lüge. Denn Du bist es auch, 
um derentwillen das Urteil hinkt, das Gesetz schweigt, 
die Weisheit verachtet, die Klugheit unterdrückt und 
die Wahrheit geknechtet wird, indem Du Dich selbst zur 
Gesellin von Schuften und Nichtswissern machst, indem 
Du alle Thorheit begünstigst, indem Du die Seelen in 
Lüsten entzündest und verdirbst, indem Du der Gewalt 
samkeit die Schleppe nachträgst und der Gerechtigkeit 
auf den Fuss trittst, und sodann schaffst Du auch selbst 
dem, der Dich besitzt, nicht weniger Sorgen, als Annehm 
lichkeit, nicht weniger Hässlichkeit, als Schönheit, nicht 
weniger Roheit, als Zierde, und nicht Du bist es, die den 
Sorgen und dem Elend ein Ende macht, sondern Du 
veränderst und verwandelst sie nur in andere Formen. 
Gut bist Du nur in der Meinung anderer, in Wahrheit 
aber niederträchtig und schlecht, von Ansehen bist Du 
lieb, in Wirklichkeit aber falsch, in der Einbildung bist
	        
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