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zu werden mit dieser schrecklichen Schneide seines
Schwertes, das er gezogen hat, um Götter und Menschen
zu bändigen!“ — „Behalt 5 sie ja“, erwiderte Momus, „in
des Teufels Namen; denn unter uns anderen Göttern
wirst Du keinen solchen Hansnarren finden, der es, um
eine dieser Schlangen und Bestien für sich zu gewinnen,
riskieren möchte, sich den Schädel einschlagen zu lassen.“
„Rase nicht, Mars, werde nicht ärgerlich, Momus“,
■sprach beschwichtigend der gütige Stammvater. „Sehr
gern kann man Dir, Kriegsgott, diesen Wunsch bewilligen,
er ist nicht von zu grosser Bedeutung, wenn wir so oft
zu unserem grössten Ärgernis all die Hurerei, Ehe
brecherei, Räuberei, Anmassung und Gewaltthätigkeit
und Totschlägerei mit ansehen müssen, welche Du begehst,
auf die blosse Autorität Deines gezückten Schwertes Dich
stützend. — Geh 5 denn, wir mitsamt den andern Göttern
überlassen sie völlig Deiner lüsternen Begierde, nur dass
Du sie nicht länger mehr hier verweilen lässest mitten
Gewissens sein Leben mit eigener Hand zertört, um die Übertretung
jenes Gesetzes an sich zu bestrafen, so steigt unsere Achtung für das
Sittengesetz zu einem gleich hohen Grad empor“; u. s. w. „Ein
Mensch, der wegen einer verletzten moralischen Pflicht verzweifelt, tritt
eben dadurch zum Gehorsam gegen dieselbe zurück, und je
furchtbarer seine Selbstverdammung sich äussert, desto mächtiger sehen
wir das Sittengesetz ihm gebieten.“
Bruno's Idee von der Reue ist eine echt religiöse auf dem
Hintergründe der platonischen Seelen-Mystik; und sollte sie selbst dem
diskursiven Verstände nicht erweisbar dünken, so wird sie doch ihre
Wirksamkeit auf poetisches Empfindungsvermögen niemals verfehlen.
Aus einer grossen Fülle poetischer Parallelstellen gestatte ich mir zwei
heryorzuheben; zunächst einen positiv christlichen Vers aus dem Tagebuch
eines grossen Landsmannes des Nolaners, Michel Angelo’s „Selbstgericht“:
„Doch nicht genug ist’s, dass Du, Herr, bereitest
Die Seele mir zur Heimkehr in das Reich,
Wo sie durch Dich dem Nichts einst ward entnommen,
Bevor Du sie des Sterblichen entkleidest,
Verkürze durch die Reue mir den Steig,
Dass sie gewiss mag selig zu Dir kommen!"
und schliesslich eine an Bruno’s Bildersprache anklingende, welträtsel
lösende Strophe Moritz Carriere’s, eines der besten deutschen Bruno-
Kenners :
„Du fragst, warum der dunkle Grund,
Der Schmerz des Lebens,
Des Hasses Macht, des Bösen und des eitlen Strebens?
Und siehst doch dunklem Erdengrund
Entspriesst die Rose,
Erblüht bei Regenschauer und Zephyrgekose?