Full text: Reformation des Himmels

Ich glaube also nicht, dass Ihr, wenn anders sich 
Gerechtigkeitssinn unter Euch findet, mir eine gleiche 
Ehre mit ihr verweigern dürft, wenn es Euch nicht von 
vornherein als Pflicht erscheint, mich für weniger wert 
voll zu halten. Vielmehr mit gutem Grunde traue ich 
mir zu, euch begreiflich zu machen und zwar gerade 
vermöge gewisser Behauptungen, die ich zum Lobe und 
zu Gunsten des Fleisses und der Geschäftigkeit habe 
aufstellen hören, dass die Trägheit, wenn sie auf dieselbe 
Wage vernünftiger Vergleichung gelegt würde, sich nicht 
bloss als gleich gut mit der Arbeitsamkeit erweisen dürfte, 
sondern dass sich sogar ein erhebliches Übergewicht zu 
ihren Gunsten heraussteilen wird, derart, dass Ihr mich 
nicht etwa für eine gleichwertige Tugend mit dem Fleiss, 
sondern dass Ihr vielmehr jenen im Verhältnis zu mir 
für ein Laster erklären müsset. Wer ist es denn, o 
Götter, der sich allein das so sehr gepriesene goldene 
Zeitalter bewahrt hat? Wer hat dasselbe gestiftet, wer 
hat es aufrecht erhalten, wer anders, als ich, das Gesetz 
der Trägheit, das Grundgesetz der Natur? Wer hat es 
aufgehoben? Wer hat es unwiderbringlich aus der Welt 
verbannt? wer anders, als die ehrgeizige Sorge, die ruhe 
lose, neuerungssüchtige Arbeit ? Ist jene es nicht, die 
die Jahrhunderte verwirrt, die Parteiungen in die Welt 
gebracht, ein eisernes, dreckiges, thönernes Zeitalter 
heraufgeführt, die Völker an ein Schwungrad gefesselt 
und in Schwindel und Überstürzung gestürzt hat, indem 
sie solche zu Hochmut und Neuerungssucht und zu der 
Sucht verleitete, auf einzelne Personen Ehre und Ruhm 
zu häufen? Die Geschäftigkeit, deren Wesen sich in alles 
schickt und manchmal weit unter der Würde und dem Ver 
dienst der sich ihrer rühmenden Personen steht, ist an Bos 
heit nicht selten mächtiger, als viele zusammen, und nur 
so gelangt sie zu der Macht, die Gesetze der Natur um- 
zustossen und ihre eigene Willkür zum Gesetz zu erheben, 
in deren Dienst sich alsdann tausend Beschwerden, tausend 
Verdriesslichkeiten, tausend Gedanken, tausend Sorgen und 
tausende von all den andern Begleitern stellen, mit welchen 
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