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gegenwärtige und gewisse Gut, welches sie in den
Händen haben, fahren zu lassen und sich allen möglichen
Arbeiten und Mühseligkeiten zu unterziehen für den
Schatten eines zukünftigen Ruhms. Ich aber möchte sie
innerlich durch und durch von jener Wahrheit überzeugen,
die von so vielen Spiegeln wiederstrahlt, als da Sterne
am Himmel sind, und welche die Natur mit so vielen
Stimmen und Zungen verkündet, als es schöne Gegen
stände in ihr giebt:
„Lasst fahren die Schatten, das Wahre ergreift!
Ein Thor, der vom Heute zum Morgen schweift.
Dem Windspiel gleicht er, dess sinnloser Mut
Nach dem Trugbild schnappt in der spiegelnden Flut
Und den Bissen verliert, den im Maul es hält;
Nicht die Weisheit ist’s, der solch 5 Opfer gefällt!
Was sucht Ihr das Paradies in der Ferne?
In der eigenen Brust sind des Schicksals Sterne!
Wer sein Glück verscherzet in dieser Welt,
Hofft vergeblich, da drüben sePs besser bestellt.
Denn der Himmel verschmäht es noch einmal zu geben
Die Gaben, die Ihr verschmäht habt im Leben:
Im Wahn, Dich zum Himmel emporzuringen,
Willst Du hier erst Dein Leben im Elend ver
bringen;
Dich im traurigen Irrtum verdammend zur Pein
Gen Himmel Dich sehnend in der Hölle sein!“
Da antwortete Momus, die Ratsversammlung werde nicht
Müsse genug haben, um auf jeden einzelnen der Gründe
sich einzulassen, welche der Gott der Trägheit oder
Müssigkeit, der es begreiflicher Weise an Müsse nicht
mangele, Müsse gehabt habe, einzufädeln und zusammen
zustellen; für heute möge sich derselbe zufrieden gehen
und drei oder vier Tage abwarten; denn vielleicht würden
dann möglicherweise die Götter, wenn sie selber Müsse
hätten, noch einiges zu seinen Gunsten bestimmen können,
was jetzt unmöglich sei. Der Müssiggang aber fügte
noch hinzu: „Man erlaube mir, o Momus, noch ein paar