Da erhob sich Minerva und sprach: ,,Aber ich will
mich den Musen nicht weniger freundlich erweisen und
den Geometern ein unvergleichlich besseres Geschenk als
dieses und jedes andere ihnen bislang zu Teil gewordene
verehren, eine Entdeckung, wegen deren der Nolaner,
dem sie zuerst sich offenbarte und durch dessen Lehre
Aufgabe, „ein Quadrat zu konstruieren, welches einem gegebenen Kreise
an Inhalt gleichkommt“, als durchaus unzulänglich zu begreifen; dieselbe
giebt nur eine annähernde Gleichheit.
Derartige annähernde Quadraturen des Kreises sind aber ver
schiedentlich sowol auf rein geometrischem als auch auf arithmetisch
geometrischem Wege möglich, und die im Text angedeutete Lösung des
Cusanus kann durchaus nicht als die geometrisch eleganteste gelten.
Die einfachste (arithmetische) Lösung besteht darin x, die Seite
des Quadrats — r ^ 7t — 1 , 77245 . . ., = fast 8 /э r zu machen.
Eine der bekanntesten rein geometrischen Konstruktionen ist
die folgende : „Errichte in den zw : ei Endpunkten des Kreisdurchmessers
nach einer Seite derselben hin Senkrechte, mache die eine dem 3 fachen
Radius, die andere der halben Seite des umschidebenen Sechsecks gleich;
die gerade Linie, welche die Endpunkte dieser Senkrechten verbindet,
wird nahe der halben Peripherie gleich sein. Es lässt sich dann sogar
berechnen, um welchen Teil des Durchmessers bezw T . der Peripherie
diese Linie zu gross bezw, zu klein ist. Der Kreis ist aber so
gross wie ein Rechteck, dessen Grundlinie dem halben Umfange und dessen
Höhe dem Radius gleichkommt und jedes Rechteck kann mit Hilfe des
Pythagoras in einen Kreis verwandelt werden.
Es liegt auf der Hand, dass diese Lösung im Prinzip von der
jenigen des Cusanus nicht verschieden ist.
Eine genaue Gleichung ist aus dem einfachen Grunde unmöglich, dass
eine krumme Linie durch eine grade nicht messbar, vielmehr jt ein irra
tionaler, in’s unendliche teilbarer Bruch ist.
Der neueste und relativ gelungenste Versuch einer annähernden
geometrischen Lösung des Problems ist vielleicht der von Georg Widemann
(Ingenieur): „Die geometrische Darstellung der Quadratur des Kreises.“
Berlin. Selbstverlag. 1887. Das Problem hat für. die Philosophie ein
erkenntnistheoretisches und selbst metaphysisches Interesse,
welches vor allem bei Begründung der Infinitesimalrechnung in Betracht
kommt. Denn hier wie bei vielen anderen auf Raum, Zeit und Bewegung
bezüglichen Fragen ist es lediglich der Unen dlichkeits b egriff,