Full text: Reformation des Himmels

267 
Republiken, Königreiche, Herrschaften, Familien und 
Einzelnen sagen wollen, dass man heilig nur mit dem 
heiligen, schlecht mit dem schlechten sein solle, wenn 
man sich wegen seiner Verbrechen damit entschuldigen 
darf, dass man einen Verbrecher zum Gefährten und 
Nachbarn habe, und dass man nicht von uns fordern 
könne, absolut gut zu sein, als wenn wir Götter wären, 
sondern nur nach Gelegenheit und Bequemlichkeit, wie 
die Schlangen, Wölfe und Bären giftig und bissig sind. 
„Ich will“, fügte der Vater hinzu, „dass die Treue unter 
den Tugenden als die rühmlichste gelte, und es 
sei denn, dass sie von vornherein nur unter der Bedingung 
der Gegentreue gegeben ist, soll es nimmer gestattet 
sein, sie zu brechen, weil der andere sie brach, 
sintemal es vielleicht Gebrauch irgend eines bestialischen 
und barbarischen Juden und Türken, nimmermehr aber 
von der Art des griechischen und römischen Bürger- und 
Heldensinns ist, bloss zum eigenen Vorteil und zur 
Ermöglichung des Betruges zu gewissen Zeiten und gegen 
über einer gewissen Art von Leuten die Treue zu ver 
sprechen, um sie zur Dienerin der Tyrannei und des 
Verrats zu machen.“ 
Saul in: 0 Sofia, es giebt auch keine schändlichere Kränkung, 
keine verbrecherischere und erbarmungswürdigere Ver 
letzung, als wenn der eine den andern dadurch schädigt, 
dass und weil ihm der andere Glauben und Vertrauen 
geschenkt hat, und wenn einer von dem andern deshalb 
geschädigt wird, weil er ihm Treue gewahrt und ihn für 
einen ehrlichen Mann gehalten hat. 
Sofia: „Ich will also,“ sprach der Hochdonnernde, „dass diese 
Tugend im Himmel hochgefeiert werde, auf dass sie in 
Zukunft auch auf Erde besser geschätzt werde. Sie soll 
an der Stelle strahlen, wo man bislang das Dreieck 
erblickte, durch welches die Treue in passender Form 
versinnbildlicht wurde; denn die Figur des Dreiecks ist, 
da sie aus der geringsten Zahl von Ecken besteht und 
am weitesten von der Kreisform abweicht, schwerer 
beweglich, als irgend eine andere Form.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.