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die sie verlassen, soll man eine Wohnung einräumen der
Unterhaltung, der Gesellschaft, der Ehegemeinschaft, der
Brüderlichkeit, der Kirche, dem Verein, der Eintracht,
der Versammlung, der Verbindung, und daneben vor allem
der Freundschaft; denn wo diese nicht weilt, da haust
an ihrer Statt die Verunglimpfung, Verwirrung und Un
ordnung. Und wenn jene ersteren nicht wahrhaft sind,
so sind sie überhaupt nicht. Denn nimmermehr
finden sie sich in Wahrheit, wenn auch noch so oft dem
Namen nach, unter schlechten Menschen, sondern bei
diesen haben sie stets nur das Wesen des Monopols,
der Clique, Sekte, Verschwörung, Rotte, Geheimbündlerei
und anderer nach Namen und Wirklichkeit abscheulicher
Dinge. Man findet sie nicht bei unvernünftigen und nicht
bei solchen Wesen, die der guten Vorsätze und Zwecke
ermangeln, nicht, wo es für bequem gilt, dasselbe
zu glauben und zu meinen, sondern nur da, wo
man sich auf Grund gleichmässiger Einsichten
zu derselben Thätigkeit vereinigt. Sie sind be
ständig bei den Guten und unbeständig bei den Verkehrten
und bei jenen, von welchen wir bei Gelegenheit des Ge
setzes und Gerichts sprachen, 1 ) bei denen sich keine wahre
Eintracht findet wie bei solchen, deren Herzen auf tugend
hafte Handlungen gerichtet sind.
Saulin: Diese sind nicht eines Sinnes im Sinne gleichen Ver
ständnisses, sondern in demjenigen gleicher Unwissenheit
und Bosheit und gleichem Nicht- und Missverstehens aus
verschiedenen Ursachen. Diese sind nicht einstimmig im
gleichsinnigen Handeln zu einem guten Zwecke, sondern
nur darin, dass sie sich alle gleich wenig aus guten Werken
machen und gleichermassen alle heroischen Thaten für
nichts achten. Aber wenden wir uns wieder zu uns
selber! Was geschah mit den Zwillingen?
Die Zwillinge: — Freundschaft, Liebe, Friede.
Sofia: Cupido forderte sie für den Gross - Türken, Phoebus
wünschte, dass sie Pagen irgend eines italienischen
b Vergl. Note 1, S. 251, S. 95, S. 136.
Iiuhlenbeck, Giordano Bruno.
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