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Venus und erbat sie sich zum Geschenk, um für sich und
ihre Damen einen Zeitvertreib zu haben, sie auf den Schoss
zu nehmen und mit ihrer niedlichen Zuthunlichkeit, ihrer
allerliebsten Schweifwedelei, in ihren Mussestunden zu
spielen. „Gut,“ sprach Zeus, „aber sieh, meine Tochter,
ich wünsche, dass sich mit ihr von hinnen scheere die
Kriecherei, die Liebedienerei, die Schmeichelei nebst dem
ekelhaften Strebertum und der Selbstwegwerfung, die bei
vielen eben so sehr beliebt wie mir selber verhasst sind,
denn ich will, dass an dieser Stelle die Dienstfertig
keit, Gefälligkeit, Milde, Sanftmut, Dankbar
keit, der schlichte Gehorsam und die liebens
würdige persönliche Hingabe weilen.“ — „Thut
im übrigen, was Euch beliebt“, sagte die schöne Göttin,
„denn ohne dieses Hündchen kann man am Hofe nicht
glücklich leben, wie man andererseits freilich sich nicht
tugendhaft erhalten kann, ohne die Tugenden, welche Du
aufzählst. Kaum hatte die Göttin von Paphos so geendet,
als Minerva also begann:
Das Schilf: — VVoliHliätigkeit, Freigebigkeit.
„Nun, zu welchem Zwecke wollt Ihr mein schönes
Bauwerk, diesen schwimmenden Palast, 1 ) dieses beweg
liche Haus, diese reisende Masse, diesen wahren Leviathan
des Meeres verwenden, der die ihm anvertrauten Körper
lebendig und gesund zu den entfernten Gestaden der
einander gegenüberliegenden Meeresküsten und Erdteile
herüberführt und wieder ausspeit.“ — „Man entferne es
und mit ihm zugleich,“ antworteten viele Götter, „entferne
Ikarus, des Vaters der Erigone; derselbe hatte den Dionysius gastlich
aufgenommen, war dafür mit der Rebe und Kenntnis der Weinkultur be
schenkt und wurde, als er zur Verbreitung des Weinbaus die Lande
durchzog, von rohen Hirten erschlagen. Seine Tochter Erigone suchte
ihn, geleitet von seiner treuen Hündin Maera, die schliesslich sein Grab
entdeckte. An einem das Grab überschattenden Baume erhenkte sich
Erigone, Maera starb nach treuer Hundeart auf dem Grabe. Ikarus
(Bootes), samt seinem Becher, Erigone (Jungfrau) und Maera (der
kleine Hund oder die Hündin), wurde darauf zu Ehren des Dionysios
Bacchus unter die Sterne versetzt. Hygin. astr. 2, 4
J ) VergL Note 3, S. 78 u. 79 oben.