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als wenn man sagt, er sei gar nicht zurückgekehrt, oder
auch, er sei gar nicht gegangen und nicht ausgesandt;
denn der geht gar nicht, richtet nichts aus, kehrt nicht
zurück, wer umsonst geht, vergeblich handelt und nutzlos
zurückkehrt. Wir pflegen ja auch zu einem, der zu spät
und umsonst kommt, auch wenn er irgend etwas mit
bringt, zu sagen:
„Du gingest, mein Bruder, und kehrtest nicht wieder!
In Lucca hofft’ ich Dich schon zu sehn!“
Du siehst also, Saulin, wie die ägyptischen Mythen ohne
jeden Widerspruch sich auch mit anderen Fabeln und
anders gebildeten Sinngedichten vereinigen lassen.
Saulin: Diese deine Konkordanz der Texte befriedigt mich
zwar nicht ganz, aber doch beinahe. Aber nun lasst
uns unsere Hauptsache weiter verfolgen !
Der ISeeher: — Enthaltsamkeit.
Sofia: „Nun, was wird man mit dem Becher machen?" fragte
Merkur. „Was soll man mit dem Schoppen anfangen V“
„Verleihen wir ihn“, sprach Momus, „nach dem Rechte der
antizipierten Erbfolge, jure successionis vita durante, dem
grössten Säufer, welchen Nieder- oder Ober-Deutsch
land aufweist; dort wird ja die Trunksucht gefeiert,
geehrt und unter die heroischen Tugenden erhöht und die
Betrunkenheit zu den göttlichen Eigenschaften gerechnet:
dort wird mit „Trinken und Zutrinken“, „Vorkommen und
Nachkommen“, „Von sich geben und Wiedertrinken“ usque
ad egurgitationem utriusque juris J ) id est der Suppe,
Brühe, Sauce und Bratwurst, das Schwein der Schweine
als „Fürst von Thoren“ 2 ) gefeiert, Mit dem Becher ent
ferne sich, von hinnen die Trunksucht, die Ihr dort
ff Wortspiel mit jus = Suppe und dem ganz gleichlautenden jus = Recht.
2 ) Im Text heisst es: videbitur porcus porcorum in gloria ChiaccL
Chiacci ist der Name eines grossen Schlemmers, vergl. Note 2, 3, 4 der
folgenden Seite. Ich habe dafür den .Fürsten von Thoren“ gesetzt,
welcher, wenn er sich bei der sog. Saufmesse deutscher Studenten auf
ein Bierfass setzt, die wüste Zechgesellschaft nach altem „Commers-
Comment“ begrüsst mit dem in jedem Commersbuch befindlichen Liede:
„Ich bin der Fürst von Thoren,
Zum Saufen auserkoren.“
Über Bruno's leider heute noch zutreffende Satire vergl. Note 1, S.257.