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Fulk Greville; und selbst zarte Frauenhuld flocht hier, wie es
scheint, eine duftige Rose in den schweren Lorbeerkranz des
heimatlosen, weil der Welt gehörenden, Dichters und Denkers.
Er, der sonst einem Schopenhauer an Weiberverachtung wenig
nachgiebt, wird jetzt nicht müde, die englischen Frauen und
Jungfrauen als tugendsame Ausnahmen ihres Geschlechts zu
feiern, vor allem aber die Gemahlin seines Gönners Castelnau,
geborene Maria von Bosstel, und deren Tochter, die ihn zweifeln
lässt, ob sie von der Erde stamme oder nicht vielmehr vom
Himmel herabgestiegen sei“. *) Einzelne seiner Sonette aus*,
dieser Zeit scheinen uns auch etwas mehr als eine bloss philo
sophische Leidenschaft zu verraten. * 2 ) Selbst die Gunst der
Königin Elisabeth, dieser „Diana unter den Nymphen des
Nordens“, wie er sie nennt, erwarb er sich in dem Grade, dass
er jeder Zeit unangemeldet Zutritt zu ihr hatte. 3 ) In dieser
Zeit schrieb er seine unsterblichen italienischen Dialoge:
Deila causa, principio et uno. 4 )
De lTnfinito Universo e Mondi. 5 )
Spaccio de la bestia trionfante. 6 )
Kabbala del Cavallo Pegaseo con l’aggiunta de Pasina
Cillenico. 7 )
Degli Eroici Furori. 8 )
Um sich die Lehrfreiheit an der Universität Oxford zu.
verschaffen, überreichte er dem Kanzler derselben eine lullische
Schrift „Über die Erklärung der 30 Sigel“ und erhielt die Er
laubnis zu lesen. Er hielt zu Oxford eine Reihe von Vor
lesungen über die Unsterblichkeit der Seele und über Astronomie,.
*) Vergl. Bruno, „Von der Ursache, dem Anfang und dem Einen“
übers, von Rixner, Siber („Leben und Lehren einiger berühmter Physiker“
V., 1824) und Lasson (v. Kirchmanns Bibliothek), p. 96, 100.
2 ) Bruno, „Degli heroici furori“, Sonett 5, 10, 11, 15. W. II, 312 ff.
3 ) „Degli heroici furori“. W. II, 310.
4 ) „Von der Ursache, dem Anfang und dem Einen“, s. Not. 1, S. 13 oben..
5 ) Von der Unendlichkeit, dem All und der Mehrheit bewohnter Welten.
6 ) Vertreibung der triumphierenden Bestie.
7 ) Kabbala des Pegaseischen Busses mit Zugabe des Cyllenischen Esels.
8 ) Entzückungen einer heroischen Leidenschaft, von Bruno selbst
auch ..das hohe Lied“ seiner Philosophie genannt; ein Werk an poetischer
Glut mindesten dem „Neuen Leben“ Dantes ebenbürtig, ihm wegen seiner
gedanklichen Tiefe aber überlegen.