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19. Februar 1600 berichten, erklärte er, „er sterbe als Märtyrer
und gehe gern in den Tod, und seine' Seele werde mit dem
Funkengesprüh des Scheiterhaufens zum Paradiese emporsteigen.“
Am Freitag, den 17. Februar 1600, bestieg er den auf
dem Campo dei fiori zu Rom errichteten Scheiterhaufen; der
Papst feierte sein Jubiläum, unzählige Pilger aus aller Herren
Länder, wol 50 Kardinäle waren in der ewigen Stadt an
wesend, die katholische Christenheit in ihren höchsten Wür
denträgern und zahllosen Abgesandten um ihr Oberhaupt, den
Stellvertreter Jesu Christi versammelt, weidete sich hier am
Todeskampfe des Philosophen.
Über dessen Lippen aber kam kein Schrei, kein Seufzer,
und als ihm, dem mit dem Tode Ringenden, ein Kruzifix vor
die Augen gehalten wurde, wandte er mit stummer Gebärde
der Verachtung sein Haupt.
„So ist er denn langsam gebraten“, schreibt jener deutsche
Augenzeuge Schoppe,*) „und mag nun in jenen anderen Welten,
die er sich einbildete, verkünden, auf welche Weise Gottes
lästerer und Frevler in Rom behandelt werden“, und die er
wähnten „Avvisi di Roma“ schliessen unter gleicher Blasphemie
mit Anspielung auf Bruno’s Unsterblichkeitsgedanken: „Ma ora
egli se ne avede, se diceva la veritä“. „Aber jetzt wird er’s
ja erfahren haben, ob er die Wahrheit sprach.“
Er wird es! Wir aber mit diesseits weilendem Blick
fügen die Worte der Wittenberger Nachtigall hinzu:
„Sie thürn nicht rühmen sich der That,
Sie bergen fast die Sachen, * 2 )
fi Ich kann mir hier nicht versagen, ein seltsam starkes Miss
verständnis zu rügen, welches sich neben einigen anderen die Philosophie
Bruno’s betreffenden Irrtümern Herr Dr. von Stein in seiner Habilitations
schrift über die Bedeutung des dichterischen Elements bei G. Bruno,
Halle 1883, sowie in Bd. I. der Internationalen Monatsschrift 1882,
„Wahn eines Helden“ zu schulden kommen lässt, indem er aus Bruno’s
„Cena di ceneri“ Nr. 1,174, auf eine frühere Freundschaft zwischen Bruno
und Schoppe schliesst. Der hier von Bruno erwähnte „Giobbe, Verfasser
eines heiliges Buchs voll guter Moral, Naturanschauung und Theologie“,
ist ja niemand anders als der ehrwürdige Hiob !
2 ) Man hat von kirchlicher Seite sogar versucht, den Märtyrertod
Bruno’s zu leugnen. So noch vor kurzem Théophile Desduits, Professor
der Philosophie, Paris 1885, „La légende tragique de G. Bruno“ ; ein den
Skepticismus eines David Strauss auf kirchlichem Gebiete unbewusst
parodierendes Pamphlet.