Full text: Reformation des Himmels

II. Seine Weltanschauung. 1 ) 
„Urs ach’ und Grund und du, das ewig Eine, 
Dem Leben, Sein, Bewegung rings entfliegst. 
Das sich in Höli’ und Breit’ und Tief ergiesst. 
Dass Himmel, Erd und Unterwelt erscheine! 
Mit Sinn, Vernunft und Geist erschau’ ich deine 
Unendlichkeit, die keine Zahl ermisst, 
Wo üb’rall Mitte, nirgends Umfang ist, 
In deinem Wesen weset auch das meine. 
Ob blinder Wahn sich mit der Not der Zeit, 
Gemeine Wut mit Herzenshärtigkeit, 
Ruchloser Sinn mit schmutz’gem Neid vereinet: 
— Sie schaffen’s nicht, dass sich die Luft verdunkelt, 
Weil doch trotz ihrer unverschleiert funkelt 
Mein Aug’, und meine schöne Sonne scheinet! 
Bruno, ,,Del!a causa, principio et uno“ 
(Wagner I, 214). 
Die Weltanschauung Bruno’s hebt sich wie eines jener 
farbenglühenden und formenklaren Gemälde der italienischen 
Meister, etwa die Madonnna Guido Renrs, von einem sonnig- 
goldig-schimmernden Untergründe ah. Diesen Untergrund bil 
det die fast, mehr mit dem Herzen des Dichters als dem Hirn 
J ) Die Weltanschauung eines Denkers und Dichters, wie Bruno es 
ist, in dem Rahmen eines Vortrags darzustellen, heisst weniger, als eine 
flüchtige Skizze von der Facade eines Bauwerks zu bieten, wie es der 
Kölner Dom ist. Selbst ein Buch, das diesem Zwecke gewidmet wäre, 
würde weniger leisten zur Veranschaulichung dessen, um was es sich han 
delt, als irgend eine sachverständige Darstellung mit allen Hilfsmitteln 
heutiger Illustrationskunst es hinsichtlich dieses Bauwerks vermöchte. Im 
merhin würde ich genug erreicht zu haben glauben, wenn ich denjenigen, 
der zum Studium der italienischen und lateinischen Schriften des Denkers 
selbst nicht kommen kann, wenigstens anregen könnte zum Nachlesen der 
vortrefflichen umfangreicheren Darstellung der Bruno’schen Ideen bei 
Brunnhofer: „Giordano Bruno’s Leben und Lehre“ und Moritz Carrière: 
„Philosoph. Weltanschauung der Reformationszeit“, S. 365—494. Auch 
das Maiheft der Zeitschrift ,,Nord und Süd“ brachte soeben eine ver 
ständnisvolle Darstellung der geschichtlichen Bedeutung Giordano Bruno’s 
von Hedwig Bender.
	        
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