Diese Welt ist der Ausgang und Gegenstand unserer Arbeit,
Zeus also stellt jeden einzelnen von uns dar,
wie er aus der Empfängnis entstanden, sich vom Kinde zum
Jüngling und Mann entwickelt und vom Manne wiederum zum
alten und schwachen Greise wird, sowie er auch aus einem En-
schuldigen und Unerfahrenen ein Schuldbeladener und Erfahrener,
ja selbst ein Böser und dann wiederum durch Selbsterkenntnis
ein Guter wird, wie er aus einem Unwissenden ein Weiser, aus
einem Trunkenen ein Nüchterner, aus einem Wollüstigen ein
Keuscher, aus einem Leichtsinnigen ein Ernster, aus einem
Ungerechten ein Gerechter wird, genötigt durch Abnahme der
Kraft und getrieben und gespornt von der Gerechtigkeit des
Schicksals, die über den Göttern waltet.
An dem Tage also, da man im Himmel das Fest der
Gigantenschlacht feiert, 1 ) welche ein Sinnbild des unaufhörlichen
und waffenstillstandlosen Krieges ist, den die Seele gegen die
Laster und unordentlichen Begierden führt, will der Göttervater
zur Ausführung bringen, was er bereits eine zeitlang vorher bei
sich beschlossen hat: wie denn der Mensch zur Änderung seiner
Vorsätze und seiner Sitten zunächst veranlasst wird durch ein
gewisses inneres Licht, das auf der Warte, im Mastkorb oder
am Steuer unserer Seele sitzt, und das von einigen sin-
teresis (Gewissen) genannt wird, sich in unserer
Allegorie ein für alle Mal durch Moinus repräsen
tieren soll. * 2 )
b Die Sage von der Gigantenschlacht wurde auch von antiken
Philosophen und Dichtern nicht selten als moralische Allegorie auf den
Kampf der niederen Triebe und des menschlichen Übermuts, der Hybris,
gegen das Sittengesetz bezogen. Der Sieg über die Giganten ist des
Göttervaters höchster Ruhm.
Regum timendorum in proprios greges,
Reges in ipsos imperiumst, Jovis,
Clari Giganteo triumpho,
Cuncta supercilio moventis. (Horaz.)
2 ) Die Scholastik unterscheidet als zwei Grundvermögen der Seele
sinteresis und intellectus, Wille und Intellekt. Doch ist sinteresis nicht
der blinde Wille Schopenhauers.
Sinteresis est vis animae appetitiva suscipiens a Deo naturalem
quandam inclinationem, per quam trahitur insequi notionem boni ex
apprehensione simplicis intelligentiae repraesentati. Lieber. Hugo v. St.
Vietor p. 340, also ein „Streben der Seele, eine natürliche, ihr von Gott