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Sofia: Da hast Du ganz recht! — Zu dem Gesagten füge
ich noch hinzu, dass Zeus jedesmal, wenn ihn Überdruss
anwandelt, Zeus zu sein, seine Müsse verwendet, um
bald dem Ackerbau, bald der Jagd, bald dem Kriege zu
fröhnen; bald weilt er dann unter den Göttern, bald
unter den Menschen, bald unter den Tieren. Jene, die
auf dem platten Lande wohnen, suchen ihre Festlichkeiten
und Vergnügen in den Städten, jene, die in den Städten
wohnen, suchen Erholung, Ferien und Erfrischung auf
dem Lande. 1 ) Wer einen sitzenden und bewegungslosen
Beruf hat, geht gern spazieren, und wer viel auf den
Beinen sein muss, findet Freude am Sitzen. Wer viel
im Hause sein muss, freut sich in die Luft zu kommen;
der Arbeiter im Freien sehnt sich oft nach seiner Be
hausung. Wer eine bestimmte Speise, so oft er nur
essen will, essen kann, dem wird sie schliesslich ekel.
So liegt denn die Befriedigung in dem Übergang
von einem Endpunkt zum andern durch die Zwischen
gebiete, und schliesslich entdecken wir, dass gerade
zwischen dem einen und dem andern Gegensatz, eine so
verursacht, und jetzt, da sie hinweg sind, folgt die angenehme Em
pfindung nach.
Übrigens kann dieses hedonische Prinzip nur für die sinnlichen
Genüsse gelten, von denen Schiller sagt:
„An dem Scheine mag der Blick sich weiden,
Des Genusses wandelbare Freuden
Rächet schleunig der Begierde Flucht.”
Das tiefere Verlangen der Seele richtet sich auf einen dauernden,
ruhenden Genuss, und solcher ist erreichbar. Je höher die Sphäre, wo
die Seele ihre Lustbefriedigung sucht, um so weniger gilt jenes die phä
nomenale Welt beherrschende Gesetz des Antagonismus. Bereits der
ästhetische Genuss, den Schiller in dem Gedicht, welchem die citierten
Verse entnommen sind, verherrlicht, beruht auf Versöhnung der Gegen
sätze. Jenen edleren Eudämonismus, der das Endziel aller Ethik ist, mag
ihn nun das Christentum als ,,Seligkeit“ oder der Buddhismus als „Nir
wana“ bezeichnen, die „ewige Ruhe“, den „Frieden“, der höher ist als
alle Vernunft, stellt auch Bruno als Endziel seiner „Heilslehre für freie
Geister“ hin.
In diesen Dialogen verleiht er diesem Ziel seinen Platz im Sternbild
der Fische. Siehe Erläuterungsschreiben am Ende. S. 36.