Full text: Reformation des Himmels

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und langes Gedächtnis, hinter der Stirn feinfühlige Auf 
fassungskraft, in den Augen Klugheit, in der Nase Scharf 
sinn, in den Ohren Aufmerksamkeit, auf der Zunge Wahr 
haftigkeit, in der Brust Aufrichtigkeit und im Herzen 
geordnete Triebe, in den Schultern Geduld, im Rücken 
die Vergessenheit der Kränkungen, im Magen die Ver 
schwiegenheit, im Schoosse die Enthaltsamkeit, in den 
Beinen die Unermüdlichkeit, in den Fusssohlen die Be 
ständigkeit, in der linken Hand den Pentateuch der 
Gebote und in der rechten die erwägende Vernunft, die 
aufklärende Wissenschaft, die ordnende Gerechtigkeit, die 
befehlende Autorität und ausführende Gewalt. 
Saulin: Dann hat er jetzt ja wol ganz gute Vorsätze, mag 
sich aber vorerst nur von seinen alten Sünden rein kämmen, 
waschen und bürsten. 
Sofia: Jetzt verwandelt er sich nicht mehr in Tiere, keine 
Europa macht ihn mehr zum gehörnten Stier, keine 
Danae mehr zu Gold, keine Leda mehr zu einem Schwan, 
keine asterische Nymphe mehr zu einem Adler; keine 
Deois 1 ) ist mehr im Stande, ihn zu einer Schlange, keine 
Mnemosyne mehr, ihn zu einem Hirten zu erniedrigen, 
keine Antiope mehr vermöchte es, ihn in einen halb- 
tierigen Satyr, und keine Alkmene mehr, ihn in einen 
Amphitryo zu verwandeln. Das Steuerruder, welches 
das Schiff seiner Verwandlungen lenkte, ist so morsch 
geworden, dass es dem Andrang der Wellen keinen hin 
reichenden Widerstand mehr leistet, auch fehlt es vielleicht 
gar an genügendem Fahrwasser, seine Segel sind so zer 
schlitzt und abgenutzt, dass der Wind sie vergeblich zu 
blähen versucht, die Ruder, welche das Fahrzeug sonst 
b Im italienischen Text (bei Wagner 11., 123) steht Dolide, ein 
Name, der in der Mythologie nicht vorkommt, den daher Wagner mit 
Recht für eine Korruption hält, obwohl er ihn noch an einer anderen 
Stelle im Dialog „degli heroici furori“ findet. Ich möchte eine Korruption 
etwa durch einen Schreibfehler Bruno’s aus Deois vermuten. Deois ist 
Proserpina, die Tochter der Deo (Ceres). Übrigens vergleiche man wegen 
der im Text gedachten Verwandlungen Ovid, Metamorphos. 11, 850 ff, 
Hygin. fab. 63, 53.
	        
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