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und das Szepter können den Leib nicht schmücken, ohne
ihn zu drücken.
Wollt Ihr wissen, warum ich Euch an einem Fest
tage zusammenberufe — warum insbesondere gerade am
heutigen — nun dünkt Euch, ja ich frage Euch, dünkt
Euch denn dieser Tag wirklich würdig einer festlichen
Feier ? Und glaubt Ihr nicht, dass gerade dieser Tag
vielmehr der traurigste im ganzen Jahre sein müsste?
Wer von Euch, wenn anders er jemals darüber nach-
gedacht hat, muss es nicht vielmehr höchst schmachvoll
linden, die Erinnerung des Sieges über die Giganten zu
feiern zu einer Zeit, wo wir von den Mäusen der Erde
gering geschätzt und verachtet werden? Oh, dass es doch
lieber dem unerbittlichen allmächtigen Schicksal gefallen
hätte, uns bereits damals vom Himmel zu vertreiben, —
damals wäre unser Geschlecht bei der Würde und Kraft
solcher Feinde doch noch mit Ehren zu Grunde gegangen,
während wir jetzt im Himmel schlimmer daran sind, als
wenn wir nicht darin wären, schlimmer, als wenn wir
aus ihm vertrieben wären, sintemal alle Furcht vor uns,
die uns einst solchen Ruhm verlieh, erloschen ist, sinte
malen all die grosse Achtung vor unserer Majestät, Vor
sehung und Gerechtigkeit zum Teufel ist, und sintemal
wir, was bei weitem noch das schlimmste ist, nicht ein
mal die Kraft und Fähigkeit mehr besitzen, unser Übel
zu heilen, unsere Schmach zu rächen; denn die Gerechtig
keit, mit welcher das Fatum auch die Regenten der Welt
regiert, hat uns eine Autorität und Gewalt genommen,
von der wir einen so schlechten Gebrauch gemacht haben;
sie hat vor den Augen der Sterblichen selbst unsere Fehler
und Sünden blosgestellt und es gefügt, dass der Himmel
selber mit so klarer Anschaulichkeit, wie nur
die Gestirne sie bieten können, Zeugnis ab
gelegt von unseren Missethaten.
Denn hier sieht man offen die Früchte, die Reliquien,
die Berichte, die Worte, die Schriften, die Geschichte
unserer Ehebrüche, Buhlereien, Unzüchtigkeiten, Leiden
schaften, Räubereien und Unthaten. Denn wir selber, um