Aus dem Vorwort zur ersten Auflage.
Die „Populäre Astrophysik“ stellt im wesentlichen den Inhalt einer Reihe
von Vorlesungen dar, die ich an der Berliner Universität als Einleitungen in
die Gebiete der Spektralanalyse, Photometrie und Photographie der Gestirne
gehalten habe. Wenn ich mich dazu entschlossen habe, diese Vorlesungen
in veränderter äußerer Anordnung und erweiterter Form als „Populäre Astro
physik“ zu veröffentlichen, so ist hauptsächlich hierfür die Tatsache maßge
bend gewesen, daß auch in den nichtwissenschaftlichen Kreisen diesem Ge
biete mehr und mehr Aufmerksamkeit zugewendet wird.
Das allgemeinste Interesse von allen exakten Wissenschaften findet seit
langen Jahren aus leicht ersichtlichen Gründen immer noch die Astronomie;
ein Zeichen hierfür ist die große Zahl der Populären Astronomien, die in
immer neuen Auflagen erscheinen. In diesen Werken ist aber der jüngste
Zweig der Astronomie, die Astrophysik, nicht in dem Maße ausführlich be
handelt, wie es zum Verständnis und zur Würdigung der auf diesem Spe
zialgebiet in den letzten Jahrzehnten erreichten Fortschritte erforderlich erscheint.
Diese Lücke, die in unserer populärwissenschaftlichen Literatur bisher
vorhanden war, habe ich versucht, in dem vorliegenden Werk auszufüllen,
wobei die Hauptschwierigkeit in der Einschränkung, d. h. in der Verzichtleistung
auf die Herstellung eines „Handbuches der Astrophysik“ bestand. So ist denn
die „Populäre Astrophysik“ nur für den gebildeten Laien bestimmt und nicht
für die Astronomen und Astrophysiker. Sie enthält nur eine Auswahl
aus dem Vorhandenen, entsprechend meiner subjektiven Anschauung und
also sicherlich zuweilen im Widerspruche mit den Ansichten anderer; sie ist
überhaupt vielfach eine Darbietung meiner eigenen Arbeiten, die ich in den
drei Lehrbüchern „Spektralanalyse der Gestirne“, „Photographie der Gestirne“
und „Strahlung und Temperatur der Sonne“, ferner in dem allgemein ver
ständlich verfaßten Werkchen „Der Bau des Weltalls“, sowie in zahlreichen
Aufsätzen veröffentlicht habe. In bezug auf die Astrophotometrie habe ich
mich vielfach auf das Werk von G. Müller „Photometrie der Gestirne“ stützen
können.
In Rücksicht auf den Leserkreis habe ich mich bemüht, mathematische
Betrachtungen nach Möglichkeit zu vermeiden. Die zum Verständnis notwen
digen astronomischen Kenntnisse habe ich natürlich voraussetzen müssen,
soweit sie in den vorhandenen Populären Astronomien gegeben sind.
Bei der jetzigen Vollkommenheit photographischer Reproduktionen war
es möglich, den Grundsatz zur vollen Geltung zu bringen, daß direkte An
schauung wertvoller ist als ausführliche Beschreibung; ich habe daher dem
Buche eine große Zahl von Tafeln und Figuren beigefügt.
Potsdam, im November 1907.
J. Scheiner.