Full text: Astrophysik

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A. Die astrophysikalischen Forschungsniethoden 
Rechnung gezogen werden müssen. Den normalen Vorgang der Abschwä 
chung in der Atmosphäre nennt man Extinktion. 
Die Extinktion entsteht durch die vereinigte Wirkung von Absorption 
und von Zerstreuung; erstere in den Gasen, welche die Atmosphäre zusam 
mensetzen, letztere an flüssigen und festen Partikeln, die in der Atmosphäre 
suspendiert sind, sowie an den Gasmolekülen selbst. Diejenigen Gase, welche 
in der Atmosphäre in stets konstanter Menge auftreten, sind: Stickstoff 78%, 
Sauerstoff 21%, Argon nahe 1% und Kohlensäure 7:?%- Dazu kommen noch 
Edelgase, die aber nur in verschwindend geringer Menge auftreten. In stets 
wechselnder Menge sind in der Atmosphäre vorhanden: Wasserdampf, Ozon, 
Ammoniak und salpetrige Säure. Von diesen Gasen spielt der Wasserdampf 
die Hauptrolle, der in warmer Luft in großer Menge gelöst sein kann, wäh 
rend bei kaltem Wetter im Winter zuweilen nur ganz geringe Mengen vor 
handen sind. Als suspendierte feste Stoffe kommen in Betracht: alle Arten 
von Staub, wie feinster Sand, Ruß, organische Stoffe und kondensierter 
Wasserdampf in Form von Schnee oder Eiskristallen, in flüssigem Zustande 
als Wassertröpfchen. 
Die Absorption in den Gasen ist eine zweifache. Die allgemeine Ab 
sorption äußert sich darin, daß die ganze Strahlung oder wenigstens sehr 
große Gebiete im Spektrum derselben in gleichförmiger Weise und in meist 
nur geringer Stärke geschwächt werden, und die selektive Absorption, 
bei der nur ganz schmale Gebiete der Strahlung, diese aber meist sehr stark 
oder vollkommen ausgelöscht werden. Während die erste Art im Spektro 
skop kaum oder gar nicht wahrgenommen werden kann, treten bei der 
zweiten mehr oder weniger kräftige dunkle Linien oder Bänder auf, die als 
atmosphärische Linien bezeichnet werden, und über die bei Gelegenheit 
der Beschreibung des Sonnenspektrums Ausführlicheres mitzuteilen sein wird. 
Hier sei nur erwähnt, daß die selektive Absorption hauptsächlich vom Rot 
bis zum Grün auftritt. Die hauptsächlichste Absorption wird durch den 
Wasserdampf verursacht; Sauerstoff und Stickstoff absorbieren trotz ihrer 
überwiegenden Menge nur wenig, auch die Kohlensäure bewirkt im sicht 
baren Spektrum keine merkliche Absorption. Im Ultraviolett setzt die Ab 
sorption, zuletzt fast plötzlich, wieder ein, so daß unsere Atmosphäre für 
Strahlen von der Wellenlänge 0.3 u bereits gänzlich undurchlässig ist. Man 
vermutet, daß diese plötzliche Absorptionszunahme wesentlich durch Ozon 
bedingt ist, dessen Spektrum hier starke Absorptionsbänder besitzt. Die 
stärksten Absorptionen finden im Ultrarot statt, wo Wasserdampf und Koh 
lensäure Absorptionsbänder aufweisen, die von größerer Ausdehnung sind 
als unser ganzes sichtbares Spektrum (vgl. Abb. 98). 
Auch Lichtzerstreuung findet in unserer Atmosphäre statt, wobei als zer 
streuende Partikeln sowohl die Luftmoleküle selbst wie in der Atmosphäre 
suspendierter Staub und Wasserdampf in Frage kommen. Nach den Unter 
suchungen Rayleighs erfolgt diese Zerstreuung umgekehrt proportional % 
so daß die blauen und violetten Strahlen beim Durchgang durch die Atmo 
sphäre wesentlich stärker zerstreut werden als die roten. Hierin liegt die 
Erklärung der blauen Himmelsfarbe. Eine unmittelbare weitere Folge dieser 
Molekulardiffraktion ist die Erscheinung, daß am Grunde des Luftmeeres die 
blauen und violetten Teile des Spektrums stärker geschwächt erscheinen als
	        
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