126
A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden
einer elektrischen Glühlampe diente hierbei als Grundlage; daran anzu
schließen war das Spektrum einer Kerze. Zur Vergleichung gelangten vier
Gebiete des Spektrums: in Rot, nahe bei der C-Linie, in Gelb bei D, in
Grünblau bei F und in Violett bei G.
Durch Drehung des zweiten Nicols, also durch Abschwächung des Spek
trums der elektrischen Glühlampe, wurde die Gleichheit der Helligkeit dieser
vier Spektralbezirke hergestellt, und es ergaben sich hierbei die folgenden
Ablesungen des Winkels zwischen den Hauptschnitten der beiden Nicol
prismen (0° = völlige Dunkelheit, 90° = volles Licht): 25.2°, 20.4°, 14.6°,
8.7°. Die Helligkeiten an diesen vier Stellen verhalten sich wie die Qua
drate der Sinus dieser Winkel, oder wie 0.181 zu 0.121 zu 0.064 zu
0.023, d. h. mit abnehmender Wellenlänge wird die Intensität des Spek
trums der Kerzenflamme im Verhältnis zu derjenigen der elektrischen
Glühlampe immer geringer. Das Ergebnis läßt sich im Einklänge mit
den Strahlungsgesetzen ohne weiteres dahin deuten, daß die Tempera
tur der Kerzenflamme geringer ist als diejenige der Glühlampe. Die gefun
denen Zahlen stellen die wahren relativen Helligkeitsverhältnisse dar, also
auch die wahren relativen Energieverhältnisse, da ja nur Vergleichungen bei
genau derselben Farbe stattgefunden haben. Also ist in unserem Beispiele
gezeigt, daß das Verhältnis der Energie der Glühlampenstrahlung im Violett
zu derjenigen im Rot achtmal so groß ist als bei der Kerze.
Diejenigen Spektralphotometer, bei denen verschiedene Stellen im Spek
trum, z. ß. Rot mit Grün oder Gelb mit Blau direkt oder durch Vermittelung
einer weißen Lichtquelle miteinander verglichen werden, können höchstens
zu physiologischen Versuchen Verwendung finden. Dabei ist zu beachten,
daß die mit einem Prismenspektroskop erhaltenen Werte der physiologischen
Farbenhelligkeiten noch einer Verbesserung bedürfen, die daher rührt, daß
bei einem Prismenspektrum die Wellenlängen nicht proportional den linea
ren Abständen verlaufen. Die roten Teile erscheinen daher relativ heller
als die gelben, diese heller als die grünen usw. Eine Bestimmung der wahren
physiologischen Helligkeitskurve ist allerdings auch dann noch nicht gewonnen,
da eine Überdeckung mit derEnergiekurve der benutzten Lichtquellestattfindet.
Auf sehr bequeme Art und Weise läßt sich diese kombinierte Kurve am
ZöLLNERSchen Photometer ermitteln, und zwar mit Hilfe der Kolorimeter
einrichtung. Man kann durch letztere das Bild des künstlichen Sterns färben
und mit einem natürlichen oder künstlichen weißen Stern vergleichen. Es
ist hierbei allerdings zu beachten, daß die Polarisationsfarben keine Spek
tralfarben, sondern Mischfarben sind. Auf
die Helligkeit in Gelb (100) und die Strah
lungskurve der Petroleuinilamme bezogen,
ergeben sich im Mittel aus zahlreichen Beob
achtungen die nebenstehenden Intensitäten.
Als allgemeines Resultat aus den Verglei
chungen der einzelnen Spektralteile untereinander findet man, daß das Maxi
mum der physiologischen Helligkeit im Gelb bei 0.57 fi liegt, bei sehr ge
ringen absoluten Intensitäten aber immer mehr nach dem Grün und zwar
bis 0.51 t u sich verschiebt (Purkinje effekt, vgl. S. 32), alles unabhängig von
der Lage des wahren Energiemaximums.
Farbe
i
Farbe
i
Rot
19
Grün
38
Orange
55
Blau
13
Gelb
100
Grauviolett
7