Full text: Astrophysik

140 
A. Die astrophysikalischen Forschungsniethoden 
Einige Entwickler, z. B. der Pyrogallussäure-Entwickler, färben den Silber 
niederschlag braun; letzterer ist daher für blaues und violettes Licht weniger 
durchlässig, als die bläulichen Niederschläge, die z. B. beim oxalsauren Eisen 
entstehen; beim Kopieren wirken braune Negative daher so, als ob sie kräf 
tiger wären als die anderen. 
Durch Modifikationen der Entwickler in betreff ihrer Konzentration oder 
vermittels beschleunigender oder verzögernder Zusätze hat man es in der 
Hand, Negative von verschiedenartigen Kontrastverhältnissen zu erhalten; 
das gleiche läßt sich aber auch durch Anwendung verschiedenartiger Platten 
erreichen, wie sie gegenwärtig im Handel zu haben sind. 
Über die gegenseitige Beeinflussung nebeneinanderliegender Silberkorn- 
zentra, den Einfluß der verschiedenen Entwickler und der Art der Ent 
wicklung auf die Größe und Gruppierung des Silberkorns usw. sind ver 
schiedene Untersuchungen angestellt worden und z. T. noch im Gange. Als 
vorläufiges Ergebnis dieser Arbeiten kann angeführt werden, daß Einwir 
kungen der vermuteten Art zweifellos stattfinden, aber in so geringfügigem 
Maße, daß die Mehrzahl der astrophysikalischen Messungen davon kaum 
berührt wird. Dagegen bewirkt eine nachträgliche Verstärkung der Negative 
durch Quecksilberchlorid und Schwärzung mit Ammoniak ein Gröberwerden 
des Korns, weil jedes Silberteilchen in Quecksilberoxyd umgesetzt wird, 
welches einen größeren Raum einnimmt als das Silber. Auf dieser Volum 
vermehrung der einzelnen Körnchen und der dadurch bedingten stärkeren 
Übereinanderlagerung derselben beruht überhaupt die Verstärkungsmethode 
durch Quecksilberchlorid, die man bei Aufnahmen zu wissenschaftlichen 
Zwecken möglichst ganz unterlassen sollte. 
Astronomische Negative. Für die Himmelsphotographie kommen im 
allgemeinen zwei Eigenschaften der photographischen Platten in Frage: mög 
lichste Lichtempfindlichkeit und möglichste Feinheit des Silberkorns. Die 
erste Forderung ist ohne weiteres klar, und es gibt eigentlich nur eine Aus 
nahme in dieser Beziehung, die Aufnahme der Sonne, bei der Licht im Über 
maß vorhanden ist, eventuell auch noch die des Mondes. Die zweite Forde 
rung wird verständlich, wenn man bedenkt, daß das Endziel der Anwendung 
der Photographie in der Astronomie die Messung auf der Platte ist. Daß man 
aber Objekte, die eine feine Körnung besitzen, besser ausmessen kann als. 
solche, die unter dem Meßmikroskop wie eine rauhe Kreidezeichnung aus- 
sehen, liegt auf der Hand. 
Die Empfindlichkeit der verschiedenen Verfahren kann natürlich nur durch 
Mittelzahlen ausgedrückt werden, da innerhalb desselben Verfahrens je nach 
gewissen Modifikationen beträchtliche Unterschiede Vorkommen. Am un 
empfindlichsten ist das DAGUERRESche Verfahren; bezeichnet man dessen 
Empfindlichkeit mit 1, so kommt den trockenen Kollodiumplatten etwa 2 bis 
10 zu. Vorteilhafter sind schon die nassen Kollodiumplatten, deren Emp 
findlichkeit man mit 15 bis 30 bezeichnen kann. Es folgen die Chlorsilber- 
(Diapositiv-)Platten mit 50 bis 100. Zu den empfindlichsten Bromsilber 
platten der Gegenwart findet nun ein beträchtlicher Sprung statt, nämlich 
bis zu 300. 
Schon aus diesen Zahlen geht hervor, daß für die meisten Aufgaben der 
Himmelsphotographie nur das Bromsilber-Gelatineverfahren in Frage kommen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.