IV. Die Himmelsphotographie
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Bild des Sterns zwar auch in zwei Teile von gleicher Lichtmenge, aber von
sehr ungleicher Ausdehnung, so daß der über dieser Linie liegende Teil des
Bildes viel weniger intensiv erscheint als der unterhalb gelegene.
Auf der photographischen Platte würde bei einem derartigen Objektiv
das Bild eines Sterns seitlich der Hauptachse als eine gestreckte, ovale Scheibe
erscheinen, deren Maximalhelligkeit nahe einem der Brennpunkte der Figur
liegt. Ist die Helligkeit des Sterns nicht ausreichend gewesen, um in der
Gegend der Punkte 5, 6 , 7, 14 eine merkliche Wirkung auszuüben, so fehlt
das eine Ende der Scheibe:
tatsächlich den Abständen am Himmel — unter Berücksichtigung der regel
mäßigen Distorsion — entsprechen, muß auf den Punkt 1, den Durchschnitts
punkt des Hauptstrahls mit der Plattenebene, eingestellt werden. Dieser
Punkt ist wegen seiner exzentrischen Lage nicht mit Sicherheit zu erkennen;
mit einer gewissen Annäherung wird man ihn erhalten, wenn man auf das
Maximum der Schwärzung einstellt. Die Sichtbarkeit dieses Maximums wird
aber um so schwieriger, je heller der entsprechende Stern ist, je gleichförmiger
also das elliptische Scheibchen in der Schwärzung erscheint. Man wird ihn
im allgemeinen immer mehr nach der Mitte der Abbildung verlegen, und
bei völlig ausexponierten Scheibchen wird man, wenn man nicht zu ganz
unsicheren Schätzungen greifen will, überhaupt nur noch die geometrische
Mitte des Scheibchens einstellen können. Die Unsicherheit der Einstellungen
ist also im allgemeinen vermehrt, und es tritt eine von der Helligkeit der
Sterne und von der Expositionszeit abhängige Distorsion auf, die sich rech
nerisch nicht streng verfolgen läßt.
Ist das Objektiv frei von sphärischer Aberration, so geht die Abb. 113
in Abb. 114 über. Das Sternscheibchen außerhalb der optischen Achse wird
zwar elliptisch, aber alle Strahlen liegen symmetrisch um den Hauptstrahl
Abb. 112. Einteilung eines
Objektivs zur Berechnung
der sphärischen Ab
erration.
Abb. 113. Entstehung der
Koma (Schweifbildung) bei
sphärisch mangelhef i korri
gierten Objektiven.
Abb. 114. Normal ver
zerrtes außeraxiales Stern
scheibchen bei sphärisch
gut korrigiertem Objektiv.