Einleitung
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suchung der Länge der Ätherwellen zusammenhängt, bildet die Lehre von
der Spektralanalyse; die Betrachtung der Intensität der Schwingungen
führt zur Lehre von der Photometrie. Dazu hat sich in neuester Zeit die
Messung der Wärmestrahlung oder, besser gesagt, der von den Himmels
körpern, speziell der Sonne, ausgesendeten Strahlungsenergie als ein selb
ständiger Zweig der Astrophysik entwickelt. Je nach der Wirkung der Strah
lung können die spektroskopischen Untersuchungen visuelle, d. h. direkte,
photographische oder auch thermische sein. Die thermische Untersuchung
bildet ein Gebiet für sich, das aus sehr einfachen Gründen fast gänzlich auf
die Sonne beschränkt bleibt.
Die eingangs erwähnten Schwierigkeiten, die Grenze zwischen Astro-
metrie und Astrophysik festzusetzen, stellen sich von neuem ein, wenn wir
die Verarbeitung der Beobachtungsergebnisse ins Auge fassen. Es wird sich
das am besten durch ein Beispiel erläutern lassen. Die spektroskopische Be
obachtung der Himmelskörper gehört zweifellos in das Gebiet der Astro
physik; wenn aber diese Beobachtungen zu Ergebnissen über die Bewegung
von Himmelskörpern führen, wenn sie beispielsweise lehren, daß ein schein
bar einfacher Stern aus zwei sich nach dem Gravitationsgesetze umeinander
bewegenden Körpern besteht, so gehört die Bestimmung der Bahnen dieser
beiden Körper ebenso zweifellos in das Gebiet der Astrometrie. Beispiele
dieser Art ließen sich außerordentlich vermehren. Soll nun in allen solchen
Fällen der Astrophysiker, wenn er die Trennungsgrenze erreicht hat, mit
seiner Arbeit aufhören und die Fortsetzung dem Astronomen überlassen
und umgekehrt, oder soll es nicht lieber beiden erlaubt sein, je nach der Art
der Aufgabe, in das andere eng verbundene Gebiet einzudringen? Wir
glauben, daß die Bejahung dieser Frage keinen Augenblick zweifelhaft sein
kann, und daß es daher gestattet sein wird, in einer populären Astrophysik
je nach Bedürfnis auch rein Astronomisches mit zur Verwertung zu ziehen.
Im allgemeinen muß natürlich in einem Buche über Astrophysik das rein
Astronomische als bekannt vorausgesetzt sein. Daneben erfordert die Astro
physik eine allgemeine Kenntnis der Physik, und in dieser Beziehung ge
hören auch nur die speziellen, in der Astrophysik zur direkten Verwendung
kommenden Gebiete der Physik in ein solches Buch hinein.
Die Anordnung des Stoffes ist damit gegeben. In einem ersten Teile sind
zu behandeln: die Spektralanalyse, die Photometrie nebst Wärmestrahlung
und die Photographie. In dem zweiten Teile sind die Ergebnisse dieser
Untersuchungsmethoden für die Himmelskörper darzustellen. Nachdem wir
erfahren haben, wie die Ergebnisse erhalten werden, ist eine Trennung des
Weges nicht mehr erforderlich. Des besseren Gesamtüberblicks wegen sind
allerdings auch hier die Errungenschaften der Astrophysik nach den ein
zelnen Himmelskörpern gesondert vorzuführen.
Zum physikalischen Verständnis der zur Beobachtung dienenden Instru
mente sind Erfahrungen und Theorien notwendig, auf die immer wieder auf
merksam gemacht werden müßte. Wir haben es vorgezogen, diese allge
meinen grundlegenden Kenntnisse in dem ersten Abschnitt vorauszuschicken.