Full text: Astrophysik

166 
A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden 
bei durch ein Mikroskop betrachtet, und die Einstellung auf die Stern 
scheibchen geschieht vermittels eines im Mikroskop angebrachten Faden 
kreuzes. Die Konstruktion der Meßapparate, die zur Messung von recht 
winkligen Koordinaten dienen, unterscheidet sich wieder nach zwei Richtungen 
hin, je nachdem die Messungen über die ganze Länge der Platte hin er 
folgen oder nur über einen kleinen Teil derselben, was dann in Frage 
kommt, wenn ein Gitter aufkopiert ist. 
Im ersteren Falle muß entweder das Mikroskop in meßbarer Weise über 
die ganze Strecke hin verschoben werden können oder aber die Platte unter 
halb des feststehenden Mikroskops. Die Messung der Verschiebung von 
Platte oder Mikroskop geschieht entweder auf der ganzen Strecke durch eine 
lange Mikrometerschraube oder durch Anschluß an die Teilstriche eines sehr 
exakten Maßstabes. Mit einem solchen Apparat kann man gewöhnlich nur 
in einer Richtung messen, also unmittelbar nur eine Koordinate ermitteln. 
Es muß dann eine Vorrichtung vorhanden sein, durch die man die Platte 
um genau 90° drehen kann, um auch die andere Koordinate zu messen. Es 
besteht hierbei die Schwierigkeit, daß man die zusammengehörigen Koordi 
naten nicht verwechselt, bzw. die x-Koordinate des einen Objekts mit der 
¿/-Koordinate eines anderen nicht vereinigt. 
Außerordentlich viel einfacher und bequemer sind die Meßapparate für 
Platten, bei denen ein GAUTiERSches Gitter aufkopiert wurde. Dann ist die aus 
zumessende Strecke stets klein, nicht größer als die Strichdistanz von 5 mm, die 
Messung kann also bei feststehendem Mikroskop mit einem Okularmikro 
meter erfolgen; bei dieser Einrichtung ist es dann möglich, zwei senkrecht 
aufeinander stehende Mikrometer zu benutzen, so daß beide Koordinaten 
gleichzeitig gemessen werden können, und Koordinatenverwechselungen gar 
nicht möglich sind. Es muß bei dieser Art von Meßapparaten aber jedes 
Quadrat des Netzes unter das Mikroskop gebracht werden können, was da 
durch geschieht, daß die Platte auf einem Doppelschlitten montiert wird. Die 
Schlitten sind mit Teilungen versehen, welche denjenigen des Netzes genau 
entsprechen, so daß man die Nummer des unter dem Mikroskop befindlichen 
Quadrats ablesen kann. 
Die Messung in Polarkoordinaten, d. h. die Messung von Distanz und 
Positionswinkel, wie z. B. bei den Doppelsternen, ist in der Photographie 
heute nur noch vereinzelt üblich. Die Messung selbst ist umständlicher und 
auch wohl weniger genau als in rechtwinkligen Koordinaten; besonders 
aber ist die Umrechnung in die üblichen Himmelskoordinaten sehr umständ 
lich und zeitraubend. 
Auch die weitere Verarbeitung der rechtwinkligen Messungen, d. h. ihre 
Reduktion auf die in der Astronomie gebräuchlichen äquatorialen Koordi 
naten unter Berücksichtigung der den scheinbaren Ort am Himmel bedingen 
den Faktoren, wie Refraktion, Präzession, Nutation und Aberration, ist nicht 
einfach. Sie gehört in das Gebiet der reinen Astronomie und kann daher 
hier nicht weiter verfolgt werden. Nur beiläufig sei aber erwähnt, daß die Be 
rücksichtigung aller dieser Einflüsse sich auf den Platten doch weniger um 
ständlich als bei der direkten Beobachtung gestaltet. Durch Auswahl von ge 
nügend zahlreichen Anschlußsternen (es genügen drei) wird aus diesen eine 
Anzahl von Plattenkonstanten (in der Regel sechs) unmittelbar oder bei mehr
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.