180
B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
Abb. 123. Mutmaßliche Struktur eines Sonnenflecks
(nach phot. Aufnahme).
die Randmessungen von dem diffusen durch die Atmosphäre zerstreuten
Licht des mittleren Teiles der Sonnenscheibe freizubekommen. Jedenfalls
hat Julius, der als erster auf diese Fehlerquelle hingewiesen hat, bei einer
Sonnenfinsternis einen merklich stärkeren Abfall der Gesamtintensität erhal
ten (bis zu ungefähr 24%) als
ihn die VoGELSchen Messun
gen ergaben.
Für die Lichtabnahme der
Photosphäre nach dem Rande
zu sind zwei Erklärungen
möglich. Entweder hat die
Photosphäre die Eigenschaft,
daß bei schrägem Austreten
der Strahlen die Flächenhel
ligkeit abnimmt, oder es fin
det eine Absorption der Strah
lung oberhalb der Photo
sphäre in einer Sonnenatmo
sphäre statt. Die erste Erklä
rung ist an sich wenig
wahrscheinlich; denn nach
dem Lambert- Lommel sehen
photometrischen Grundgesetz, nach dem die Strahlung vom Cosinus des
Emanationswinkels abhängt, muß eine leuchtende Kugel von der Mitte bis
zum Rande die gleiche Helligkeit zeigen. Vor allem versagt eine Erklärung
nach der ersten Annahme, wenn man die Verschiedenheit der Strahlungs
abnahme für die verschiedenen Wellenlängen in Betracht zieht. Dagegen
würde eine absorbierende Sonnenatmosphäre die Erscheinung genügend
deuten, da die von den randnahen Stellen kommenden Strahlen einen viel
größeren Weg durch die Atmosphäre zurückzulegen haben als die mittleren.
Völlig geklärt ist die Angelegenheit noch nicht, da kein einfaches Absorp
tionsgesetz die Verhältnisse der Abb. 122 darzustellen vermag.
In der normalen Granulation finden sich häufig Stellen, an denen mehrere
Körner fehlen und der Untergrund als dunkleres Fleckchen hervortritt. So
bald eine solche Stelle aber etwas größer ist, so daß vielleicht 5 bis 6 Körner
fehlen, wird in der Mitte der Untergrund wesentlich dunkler, scheinbar ganz
schwarz. Ein solches Fleckchen wird alsdann als Pore bezeichnet und ist
bereits nichts anderes als ein sehr kleiner Sonnenfleck.
Die Flecken und Fackeln. Die Art und Weise der Entwicklung eines
Sonnenflecks ist sehr verschieden; sie erfolgt häufig außerordentlich schnell,
zuweilen in wenigen Stunden. Auch die Veränderungen in der Gestalt des
Flecks gehen häufig ungemein schnell von statten, so daß es z. B. schwierig
ist, die Gestalt eines Flecks durch Zeichnung für einen bestimmten Moment
festzuhalten. Hierbei ist die photographische Aufnahme von besonderer Wich
tigkeit, da sie in kurzen Intervallen wahrheitsgetreue momentane Bilder liefert.
Die Dauer der Flecken ist eine sehr verschiedene. Zuweilen verläuft die
Erscheinung in wenigen Tagen, häufig aber hält sie auch monatelang an.
Dieselbe Verschiedenheit gilt auch in bezug auf die Größe. Denn es gibt